Lehár, Franz, Komponist (1870-1948)


Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 2 Seiten auf Doppelblatt, kl-8, Wien (Briefkopf mit Adresse), 16. 12. [1913]. - (An den Musikverleger Josef Weinberger.) "Hochverehrter Herr Kais. Rat! Nochmals versuche ich es, Sie umzustimmen und Ihnen zu beweisen, dass nur unsere Auffassung die Richtige sein kann. In Anbetracht der an Sie zu zahlenden Tantièmen zahlen wir an den Vertrieb Karczag einen höheren Perzentsatz, nämlich 12 % statt wie üblich 10 %. - Auf diese Art zahlen wir Autoren 2 % von unserem Teil und Karczag trägt 1 1/2 % bei. Nun müßten wir für Wien wieder eine separate Zahlung leisten, denn Karczag erhält nichts für Wien und müßten wir wieder alle Lasten tragen. Wie Sie wissen habe ich von Ihnen nie irgend ein Honorar für den Göttergatte erhalten. Als Sie den Vertrieb des Göttergatte hatten, geschah ja auch sehr wenig. Jetzt durch die Übertragung der Rechte auf die Ideale Gattin, erhalten Sie von den von uns an den Vertrieb zu leistenden Abgaben 3 1/2 %. Es ist nur recht und billig dass es dabei bleiben muß und dass Sie nicht noch eine Special-Abgabe von uns Autoren verlangen. Es würde mir unendlich leid tun wenn Sie meine Auffaßung perhorresziere[n] würden, denn in diesem Falle müßten wir unbedingt an unserem Standpunkt festhalten, ungeachtet aller Konsequenzen die daraus entstehen würden. Mit herzlichen Grüßen Ihr sehr ergebener Lehár". - Seitliche Lochspuren restauriert (minimaler Textverlust).

Vgl. Herbert Vogg, 1876-1976: 100 Jahre Musikverlag Doblinger, S. 35 ff. - Ungewöhnliches Léhar-Autograph, das ein Schlaglicht auf den komplexen Bereich von Rechten und Tantiemen im Musikgeschäft wirft. Josef Weinberger (1855-1928) gründete 1885 in Wien einen Musikverlag, der besonders auf dem Gebiet der Operette erfolgreich tätig war. Zusammen mit Bernhard Herzmansky sen. (1852-1921), der 1876 die Wiener Musikalienhandlung Doblinger erworben hatte und sie ebenfalls zu einem Musikverlag erweitert hatte, und dem Musikverleger Adolf Robitschek rief er 1901 die Universal Edition als Gegengewicht zu den marktbeherrschenden deutschen Musikverlagen ins Leben. Léhars im Olymp spielende Operette "Der Göttergatte" (nach einem Libretto von Victor Léon und Leo Stein) wurde am 20. 1. 1904 im Leopoldstädter Carltheater uraufgeführt; eine unter dem Titel "Die ideale Gattin" umgearbeitete Fassung (nach einem Libretto von Julius Brammer und Alfred Grünwald) erlebte ihre erste Aufführung am 11. 10. 1913 im Theater an der Wien, das damals von Wilhelm Karczag (1857-1923) geleitet wurde. Eine weitere Umarbeitung von Lehárs Operette erfolgte schließlich 1921 ("Die Tangokönigin"). Der Komponist war am Beginn des 20. Jahrhunderts noch keineswegs erfolgreich etabliert, litt unter Geldnot und dürfte von Herzmansky mit großzügigen Vorschüssen unterstützt worden sein, der sich dafür die Rechte an Lehárs größtem Erfolg, der "Lustigen Witwe" (1905) sicherte.

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