Hoffmann, Josef, Architekt und Designer (1870-1956)


Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 2 Seiten, kl-4, Wien (Briefkopf des Ateliers), November/Dezember 1955. - Persönliches, stellenweise launiges Schreiben. "Lieber Doktor Baru! Vielen Dank für deinen lieben Brief und für die guten Nachrichten aus eurem neuen Leben. Wir haben nun die Hoffnung, dass Ihr baldigst ganz besonders wohlhabend nach Wien auf Besuch erscheint, um an Festen alles nachzuholen, was wir verseumen[!] mussten. Je älter man wird, um so mehr empfindet man den Verlust seiner wenigen Freunde, die zu unserem Leben gehören. Aber man wird trotzdem alt und muss auf vieles verzichten, nicht aber auf ein Wiedersehen. Böhler ist in Wien aber unsichtbar in einen anderen Bezirk entrückt ohne uns zu vermissen. So ein Hundling! Wir werden ihn nächstens demoliren wenn nicht anders mit Alkohol!! Vor einigen Wochen waren wir in Brüssel geladen und mussten nach fünfzig Jahren das Stoklethaus wiedersehen und feiern. Anbei eine Beschreibung der festlichen Begebenheit. Dass man schon so alt geworden ist, muss man sich jetzt dauernd mal sagen lassen, als ob das ein Vergnügen wäre. Viele davon mögen sich vielleicht darüber freuen, dass es ja nicht mehr lange dauern kann. Karla und ich danken vielmals für alle Wünsche. Dasselbe auch von uns für Weihnacht und das kommende Jahr! Euer Josef Hoffmann ..."

Der Mitbegründer der "Wiener Secession" und der "Wiener Werkstätte" war mit dem Wiener Juristen Robert Baru befreundet, der 1938 mit seiner Familie emigrierte und sich 1940 in den USA niederließ; Hoffmann hatte um 1922 für ihn zwei Wohnungseinrichtungen sowie ein Armband entworfen. Zu Hoffmanns engen Freunden zählte auch der Maler und Graphiker Hans Böhler (1884-1961), dem er sein Wiener Atelier gestaltete; dieser kehrte 1950 nach einem vierzehnjährigen Aufenthalt in den USA nach Wien zurück. In Brüssel wurde am 4. Oktober 1955 das 50-jährige Bestehen des Palais Stoclet gefeiert, das Hoffmann im Stil der Wiener Secession entworfen hatte und zu dem Gustav Klimt den Fries für den Speisesaal beigesteuert hatte. Hoffmann wurde dazu vom neuen Hausherrn Jacques Stoclet eingeladen, die im Brief erwähnte Beschreibung des Festakts liegt allerdings nicht bei. Er war seit 1925 in zweiter Ehe mit Carla (Karla) geb. Schmatz verheiratet, einem ehemaligen Mannequin der Wiener Werkstätte.

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