Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 2 3/4 Seiten, in-8, Graz, 27. 2. 1851. - An den Maler Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld; wie meist bei Erzherzog Johann ohne Anrede. "Kaum erhalten, gleich angesehen, und da ich nichts zu Erinnern finde so sende ich es ihnen zurück mit der Bitte diese drey Zeichnungen Glanz zur Ausführung zu geben. Ich verlasse mich hierin vollkommen auf die Geschicklichkeit und den Guten Geschmack desselben. Es hat meine innige Theilnahme das Ereigniß was sie getroffen, es heißt was Grospapa zu seyn, sie der so viele Sorge und Kummer während ihrem Leben hatten verdienen solche Augenblicke der Freude. Tschudy lasse ich Glück wünschen zu seinem Sprossen mag er so ein tüchtiger Mann werden wie viele seiner Ahnherren namentlich Gilg. Ich freue mich wenn es einmal ihre Zeit und ihre Verhältniße zulassen werden, sie unter mein freundlich Dach zu sehen. So wie in Wien so hier auch der Fasching, allein einfacher ohne solchem Aufwande überhaupt leidenschaftsloser. Es ist wirklich merkwürdig was die Leute treiben mir kömmt es so vor als wenn sie das in den lezten Jahren Versäumte einbringen wollten. An Thorheit haben wir durch das Unglück nichts verlohren. Darum glaube ich daß wir noch lange nicht zu Ende sind. Man kann einige Zeit mit dem Schwerte regieren, allein dieß hält sich nicht die Zeit fodert beglückende daher befriedigende Institutionen, auf eine Sache vergißt man, nemlich auf den größten Feind nemlich die Finanzen da lieget eine grosse Gefahr weil sie allein die Möglichkeit der Erhaltung der Militairmacht bewirken können. Wir leben hier ruhig, ich habe mir genug zu thun gemacht und lasse mich in meinem wirken weder irre machen noch stören und so wird manches vollbracht was möglich ist. Das Land ist schön die Leute wenige unverbesserliche ausgenommen gut, giebt uns Gott ein fruchtbares Jahr was sehr Noth thut, dann wird manches auch besser werden. Meine Frau und Sohn grüßen sie. Leben sie recht wohl ihr Johann".
Für Erzherzog Johann typischer Brief, der auch auf die politische Stimmung in Österreich nach der Revolution von 1848 eingeht. "Glanz": Joseph Glanz, Ziseleur und Medailleur (1795-1866), betrieb in Wien eine Kunstgussanstalt und war auch als Spielkartenverleger tätig. "Tschudy": Johann Jakob von Tschudi (1818-1889), Schweizer Naturforscher, Linguist und Diplomat, seit 1849 Schwiegersohn des Adressaten. "Gilg": Aegidius Tschudi (1505-1572), Schweizer Politiker und Historiker. Der aus Königsberg stammende Briefempfänger Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld (1788-1853), einer der Hauptvertreter der Malerei der Romantik, lebte seit 1804 in Wien. Nachdem 1818 seine Bewerbung um die Direktorenstelle der Wiener Akademie am Widerstand Metternichs gescheitert war, erhielt er eine Anstellung bei Erzherzog Johann, dessen steirisches Landgut Brandhof er künstlerisch ausgestaltete und den er auch porträtierte. Sein hier erwähnter, in Österreich geborener Enkel Hugo von Tschudi (1851-1911) wurde Kunsthistoriker und Museumsleiter in Berlin und München.
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