Dessauer, Joseph, Komponist (1798-1876)


Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 1 3/4 Seiten, in-8, Wien, 6. 5. 1860. - An eine Vertraute. "Liebe Freundin / Da es Sie gewiß interessirt zu wissen, auf welche Weise meine Dominga vom Stappel gelaufen ist, so sage ich Ihnen, daß sie gestern mit allen Ehren in die Welt getreten ist. Die Aufnahme war so freundlich, daß man mich ein halbdutzend mal hervorgerufen und mir diese Auszeichnung auch bei offener Szene zu Theilen werden ließ - doch davon machte ich in angeborener Bescheidenheit, keinen Gebrauch. - / Ich habe fast zwei Monate nicht gelebt, sondern nur gelitten, denn die Oper, so klein auch, wurde hundert Änderungen unterzogen. Glücklicherweise war mir mein Personal sehr gut gewogen. Die Wildauer hat einen wahren Triumpf gefeiert und war auch wirklich bezaubernd. So weit hielte ich nun! Daß der hinkende Bote, nemlich böswillige Kritiker etz etz nicht fehlen werden - darauf muß ich mich gefaßt machen. Wie Gott will! Könnte ich nur bald schon hinaus ins Freie, denn ich bin sehr angegriffen u. meine beiden Füße sind jetzt krank. Auf Wiedersehen - irgendwo - und alles Schöne an Mamachen. Ist Hedwig noch in Paris? Ihr alter Freund Dessauer".

Geboren als Sohn eines konvertierten jüdischen Prager Großhändlers, war Dessauer zunächst als Pianist erfolgreich, widmete sich dann dem Kompositionsstudium und ließ sich nach mehreren Reisen 1835 in Wien nieder, wo er intensiv am Wiener Musik- und Geistesleben teilnahm. Er war mit vielen großen Musikern seiner Zeit freundschaftlich verbunden; Chopin widmete ihm seine Polonaisen op. 26. Die hier genannte komische Oper "Dominga" (nach einem Text von Alexander Baumann) war das letzte von Dessauers vier Bühnenwerken; sie erlebte am 5. Mai 1860 am Wiener Hofoperntheater ihre Uraufführung mit der beliebten Schauspielerin und Sängerin Mathilde Wildauer (1820-1878) in der Hauptrolle.

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