Neue Angebote Februar 2023


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1. Weltkrieg

20 ungelaufene zeitgenössische österreichische und deutsche Fotopostkarten (schwarz-weiss), teilweise datiert 1915, unterschiedliche Hersteller (je acht Karten Kilophot Wien und Hillgers Berlin, vier Karten Brüder Kohn Wien). - Zwei Karten mit starken Oberflächenschäden, eine Karte mit leichtem Eckknick, sonst sehr gut erhalten. - Teilweise selten.

Gezeigt werden unter anderem österreichische Ulanen und Husaren, Erzherzog Karl in der Festung Przemysl, gefangene Russen in Nisko, zurückkehrende Flüchtlinge auf der Straße nach Neu-Sandec, deutsche Soldaten in Frankreich und Belgien, Transport und Bestattung von Gefallenen ... Von den Hillgers-Kriegspostkarten sind vorhanden die Nummern 21, 25, 35, 39, 48, 49, 54 und 57. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-1
€ 140,-


Altenberg, Peter, Schriftsteller (1859-1919)

Zwei eigenhändige Gedichte mit Unterschrift "Peter Altenberg" unter dem zweiten Gedicht, 2 Seiten auf Doppelblatt, kl-8, ohne Ort und Datum (um 1900). (1.) "Hoffnung. / Was erhoffst Du Dir, Mädchen, noch?! / Da Du doch, geschlossene Blüthe, / alles Lebendige in Dir birgst?!? / Bleibe verschlossenes Blüh’n, o Mädchen - - - / Denn die 'gewöhnliche That' des Sein's / mordet Dein 'göttliches Ungeschehnis'." (2.) "Kummer. / Weinet, sanfte Mädchen - - - / Solange Ihr weint, tragt Ihr / im traurigen Herzen die Welt! / Weinet, sanfte Mädchen - - - / Haltet vor das bebende Antlitz / die Hände - - - / Wenn Ihr sie lächelnd senkt, / ist es zu Ende!!" - Faltspuren.

Mit Abweichungen gedruckt in: Was der Tag mir zuträgt. Fünfundfünfzig neue Studien. Berlin, S. Fischer, 1901; das zweite Gedicht dort überschrieben "Traurigkeit". Weiterlesen

Bestellnummer 2302-3
€ 950,-


Andri, Ferdinand (1871-1956)

Bäuerinnen und Bauern auf dem Kirchgang. Großformatige Farblithographie auf Velinpapier aus der Gründerausgabe von "Ver Sacrum" 2. Jg. (1899) 4. Serie, im Stein undeutlich monogrammiert FA, unter dem Bild vom Künstler mit Bleistift signiert "F. Andri", Bildformat 36,5 x 32 cm, Blattgröße 29 x 27 cm. - Knitterspuren, hinterlegte Risse und vereinzelte leichte Stockflecken im breiten weißen Rand, sonst sehr gut erhalten.

Chr. M. Nebehay (Ver Sacrum) 35. - Die sogenannte Gründerausgabe der ersten beiden Jahrgänge von "Ver Sacrum" war eine im Handel nicht erhältliche Luxusausgabe für Subskribenten, die zusätzliche Kunstblätter als Beilagen enthielt. Ferdinand Andri wurde 1899 Mitarbeiter der Zeitschrift und Mitglied der Wiener Secession. Dekorativ und farbenfroh gestaltete bäuerliche Motive nehmen in seinem Werk einen wichtigen Platz ein. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-4
€ 2400,-


Antikisierende Szene mit drei Frauen

Fein ausgeführte Bleistiftzeichnung auf gelblichem Karton, wohl letztes Viertel 19. Jh., Bildformat 27 x 18 cm. - Rechts unten undeutlich monogrammiert (AS?).

Am linken Bildrand überarbeitet: Die sitzende Frau hatte ursprünglich beide Arme erhoben. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-5
€ 220,-


Antiphonale

Einzelblatt (Fol. 232) aus einem Antiphonar um 1600(?), Blattgröße 39 x 27 cm. Druck in roter und schwarzer Rotunda, auf der zweiten Seite auch Quadratnoten auf 4 Linien. - Gering fingerfleckig, mehrere alte Reparaturstellen außerhalb des Textes.

Ein Antiphonale oder Antiphonar dient einer geistlichen Gemeinschaft zum gemeinsamen Stundengebet. Das vorliegende Blatt enthält lateinische Texte zum 4. Sonntag nach Ostern, überwiegend verschiedenen Psalmen entnommen; der gregorianische Wechselgesang lehnt sich an die Verse 5 und 6 aus dem 16. Kapitel des Johannes-Evangeliums an. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-6
€ 100,-


Armbruster, Johann Michael, Schriftsteller (1761-1814)

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 1/2 Seite auf Doppelblatt, gr-8, Wien, 23. 11. 1811. - An den Schriftsteller, Zensor und Hortologen Johann Baptist Rupprecht. "Meinen wärmsten Dank für das mir gestern überschickte Exemplar Ihrer Dichtungen der Britten. Morgen über acht Tage werde ich das Vergnügen haben, Ihnen persönlich zu danken und das intereßante Original Ihres Titelkupfers von Angesicht zu Angesicht kennen zu lernen. Ich freue mich zum Voraus Ihrer näheren Bekanntschaft, da ich überzeugt seyn darf, in Ihnen nicht nur den begünstigten Liebling der Musen, sondern auch einen herzvollen, trefflichen Menschen zu finden. Mit der ausgezeichnetsten Verehrung Euer Wohlgebohren Gehors[amster] D[iene]r Armbruster". Mit Adressblatt und braunem Lacksiegel. - Gebräunt, Eckausriss am Adressblatt, spätere Bleistiftanmerkungen.

Armbruster stammte aus Baden-Württemberg, arbeitete einige Zeit als Sekretär Lavaters in Zürich und dann in Konstanz als Zeitungsherausgeber. Als Gegner der Französischen Revolution und Napoleons folgte er der vorderösterreichischen Regierung nach Wien, wurde dort 1802 Zensor und 1805 Hofsekretär. Mit den von ihm redigierten einflussreichen "Vaterländischen Blättern für den österreichischen Kaiserstaat" trug er publizistisch zum Kampf gegen Napoleon bei. Gemeinsam mit seinem Sohn gründete er die erste Wiener Leihbücherei; die Stadt ehrte ihn dafür mit einer Straßenbenennung. Autographen Armbrusters sind selten. - Johann Baptist Rupprecht (1776-1846) betrieb in Wien zunächst Handelsgeschäfte mit dem Ausland. Nach der französischen Invasion (1809) verlegte er sich erfolgreich auf Pflanzenkultur, entwickelte daneben aber auch eine umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit und wurde Zensor und kaiserlicher Rat. Seine mit dem Erscheinungsjahr 1812 bei Doll in Wien veröffentlichten und vom Zeitgenossen Franz Gräffer hoch gelobten "Dichtungen der Britten in metrischen Uebersetzungen" kamen über den ersten Band nicht hinaus. Wurzbach (27, 272 ff.) bezeichnet Rupprechts poetische Erzeugnisse als mittelmäßig, anerkennt hingegen seine literarischen Fachbeiträge zu verschiedenen Themen als verdienstvoll. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-7
€ 260,-


Barnum, Phineas Taylor

Leben und Abenteuer P.T. Barnum's, vormaligen Theaterdirectors in New-York, seine großartigen Unternehmungen, seine Kunstfahrten mit Jenni Lind, mit Tom Thumb u. A. Von ihm selbst beschrieben. Aus dem Englischen. 3 Tle. in 1 Bd. Pest, Wien und Leipzig, Hartleben, 1855. Kl-8; 3 Titel, 192, 171, 155 pp; schlichtes Halbleinen der Zeit (berieben, unteres Kapital etwas eingerissen); stellenweise stockfleckig, einzelne kleine Papiermängel.

Lesenswerte schillernde Autobiographie des amerikanischen Schaustellers, Museumsgründers, Zirkusunternehmers und Politikers P. T. Barnum (1810-1891), der mit teilweise höchst fragwürdigen Methoden geschäftlich überaus erfolgreich war ("König Humbug"); in der Psychologie ist der Barnum-Effekt nach ihm benannt. Eine von zwei deutschen Ausgaben im Jahr der amerikanischen Erstausgabe und wesentlich seltener als die in Leipzig unter dem Titel "Barnum der Kaufmann, Journalist und Raritätenmann" erschienene. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-9
€ 175,-


Beethoven Ludwig, van

Taschen-Partituren aller Symphonien. 9 Bde. Wiener Philharmonischer Verlag bzw. Philharmonia Partituren in der Universal Edition, Wien - London, meist um 1965. Kl-8; insgesamt ca. 1350 pp, jeder Bd. mit Frontispiz; Orig.-Broschuren. - Dazu im gleichen Format: Taschen-Partituren von vier Ouverturen Beethovens. 4 Bde. London u. a., Edition Eulenburg, um 1935 (hier in späteren Ausgaben), insgesamt ca. 300 pp, Orig.-Broschuren. - Einzelne unbedeutende Gebrauchs- oder Altersspuren, insgesamt sehr gut erhaltenes Konvolut.

Die Ouverturen umfassen: Die Weihe des Hauses (op. 124) - Leonore No. 1 (op. 138) - Leonore No. 2 (op. 72a) - Grosse Ouverture zur Namensfeier (op. 115). Weiterlesen

Bestellnummer 2302-10
€ 100,-


Bortuluzzi, Paolo, Tänzer (1938-1993)

Fotoporträt mit eigenhändigem Namenszug auf der Bildseite, ohne Ort und Datum, 14,5 x 10,5 cm (Aufnahme Dünhöft, Köln); Rückseite mit Schriftabklatsch. - Beiliegend eine Porträtpostkarte des österreichischen Tänzers und Choreographen Willi Dirtl (1931-2019) mit eigh. Widmung im weißen Unterrand (Aufnahme Dietrich, Wien).

Der in Genua geborene Paolo Bortoluzzi wurde von Maurice Béjart in sein "Ballet du XXe siècle" aufgenommen und feierte als Tänzer internationale Erfolge; er war auch als Choreograph und Ballettdirektor tätig. Willi Dirtl ist auf der Karte als Othello im Ballett "Der Mohr von Venedig" (Musik: Boris Blacher) abgebildet; es wurde 1955 von Erika Hanka zur Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper geschaffen. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-11
€ 160,-


Florus

L. Annaei Flori epitome rerum Romanorum. Accedit L. Ampelii liber memorabilis. Curante Ioanne Petro Millero. Berlin, Haude und Spener, 1750. Kl-8; Titel mit gestochener Vignette, 10 Bll., 80 pp, 57 Bll. (Index), 24 Bll. (Ampelius); dekorativer blind- und goldgeprägter Lederband der Zeit mit Rückenvergoldung, zwei Rückenschildchen, goldgeprägtem Kardinalswappen auf Vorderdeckel, Buntpapiervorsätzen mit floralen Mustern und dreifachem Goldschnitt (geringfügig berieben, kleine Siegelspuren auf Vorsätzen); ausgezeichnet erhaltenes, frisches und fleckenfreies Exemplar.

Engelmann 363. - Hauptsächlich auf Livius fußender Abriss der römischen Geschichte, zusammengestellt um 120 n. Chr. von Lucius Annaeus Florus und trotz mancher geographischer und chronologischer Irrtümer im Mittelalter viel benutzt. Die vorliegende, mit einem ausführlichen Index versehene Ausgabe wurde von dem deutschen Theologen und Pädagogen Johann Peter Miller (1725-1789) besorgt und enthält als Anhang den "Liber memorialis" des Lucius Ampelius, ein in der römischen Kaiserzeit entstandenes Lehrbuch der antiken Mythologie, Geographie und Geschichte. Welcher Kardinal das hübsche Buch in seiner Bibliothek stehen hatte, konnten wir bisher leider nicht feststellen. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-18
€ 260,-


(Franz II.)

Gesetzbuch über Verbrechen und schwere Polizey-Uebertretungen. 2. verm. Aufl. Zwei Teile und Registerteil in 2 Bänden. Wien, Staatsdruckerei, 1815. In-8; Titel mit Wappenvignette, 7 Bll., 275 pp (erste vier röm. pagniert), 2 Bll.; 176 pp (inkl. Titel mit Wappenvignette), 2 Bll.; 339 pp; Halblederbände der Zeit mit Rückentitel (berieben, etwas bestoßen und fleckig); Vorsätze und benachbarte Seiten leimschattig, gelegentlich etwas fleckig, ein Blatt mit ausgebessertem Papierschaden; alle drei Teile mit dezentem Namensstempel auf dem Titelblatt; der erste Teil als durchschossenes Exemplar gebunden mit zahlreichen Unterstreichungen und Marginalien im Text sowie teils ausführlichen Kommentaren auf den Durchschussblättern, im zweiten Teil nur einige Marginalien und Kommentare.

Stubenrauch 1385. - Um das Register und neue Vorschriften erweiterte zweite Ausgabe des im Geist der josephinischen Aufklärung ausgearbeiteten neuen Strafgesetzes, das unter Franz II. mit Jahresbeginn 1804 "in Unseren gesammten deutschen Erbländern in Ausübung gebracht" wurde und seinerzeit als legislatorische Meisterleistung galt. Der erste Teil wurde hauptsächlich von Mathias Wilhelm von Haan und Franz von Zeiller, der zweite von Joseph von Sonnenfels bearbeitet. Das Gesetzbuch war bis 1850 in Kraft. - Ungewöhnliches handschriftlich ergänztes Exemplar aus dem Nachlass des Advokaten, Bozener Bürgermeisters und Tiroler Landtagsabgeordneten Dr. Josef Streiter (1804-1873), der auch literarisch tätig war. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-19
€ 240,-


Gallmeyer, Josefine, Schauspielerin (1838-1884)

Ovales Brustbild, Öl auf Karton, um 1871, 17 x 13 cm, alt gerahmt. - Rollenbild als Regine in der Operette "Die Prinzessin von Trapezunt" von Jacques Offenbach. Nach zwei rückseitig aufgeklebten Etiketten (beschädigt) stammt das Bild von dem als Landschafts- und Blumenmaler bekannten Franz Anton Feilhammer (Brünn 1817-1888) und dürfte auf der auch in Brünn gezeigten 3. Int. Ausstellung für Theater und Musik (Wien 1892) zu sehen gewesen sein. - Beigaben: M. Waldstein, Aus Wiens lustiger Theaterzeit. Erinnerungen an Josefine Gallmeyer, Berlin 1885 (unbeschnittene Orig.-Broschur) sowie ein Bibliotheksexemplar von B. Glossy - G. Berger, Josefine Gallmeyer. Wiens größte Volksschauspielerin, Wien (1954).

Provenienz: ehem. Besitz Gerhard Bronner. - Die 1869 entstandene "Prinzessin von Trapezunt" kam im Frühjahr 1871 an das Wiener Carltheater und die populäre Josefine Gallmeyer feierte darin als Regine monatelang Triumphe. Als Vorlage für das Bild dürfte eine damals entstandene Fotographie von Fritz Luckhardt gedient haben; der Name "Bresher" auf einer der rückseitigen Etiketten dürfte den seinerzeitigen Leihgeber für die Ausstellung bezeichnen. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-20
€ 850,-


Gaudy, Franz von, Schriftsteller (1800-1840)

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 1 Seite und Adressblatt, kl-4, [Berlin], 19. 7. [1836]. - An den Buchhändler K. Reimer von der Weidmannschen Buchhandlung in Leipzig. "Herzlichsten Dank, verehrter Herr, für den Aushängebogen no. 1. Das Format ist paßlich, die Ausstattung elegant, der Druck korrekt - möge letztres so bleiben. Dürfte ich einen Wunsch äußern, so wäre es allein der, daß der Druck nicht unnöthigerweise sistirte, und (da hoffentl. der erste Bogen, schon einige Nachfolger gehabt) gegen den 10ten August beendigt sei - ein Wunsch dessen Realisirung wie mir scheint in dem Bereich der Möglichkeit liegt. Zur bemelten Zeit will ich einige Wochen aufs Land gehen, und nähme auch gern die Poesies(?) de Clotilde Vallon-Chalys mit, wenn Sie bereits angelangt wären; sie zu übersetzen soll meine Erholung beim Studium der ...schen Sprachformen sein, und eine gar freundliche, denn diese Dichterin des 15t. Jahrh. übertrifft alle ihre Landsleute so des häßlichen als des schönen Geschlechts bis auf die heutige Zeit, an Zartheit, Anmuth, Innigkeit und ... an Wahrheit des Gefühls. Sie steht ganz einzig da, und ich bin froh daß mir bisher Niemand den Diamant vor der Nase wegschnappte. / Ch[amisso] wird nun oft in Charlottenbrunn (Adresse: Ch. bei Tannhausen in Schlesien) bleiben: Er ist dort fast der einzige Badegast, wohnt mit seiner Frau in einem kleinen Weberstübchen, geht den Tag über mit dem Apotheker botanisiren - sein einziger Zeitvertreib. / Haben Sie Sich für einen Titel entschieden? Mit Hochachtung und Ergebenheit der Ihre Fr. Gaudy / F. Mueller sagte mir daß die Ihnen u. Gr. Auersperg bestimmten Exemplare des Römerzuges bereits angelangt sein müßten." - Leicht gebräunt, Tinte etwas geblasst, rückseitig Empfängervermerk und Bleistiftnotizen; Bugschäden, kleine Fehlstellen und eine fehlende Ecke fachgerecht restauriert.

Gaudy stammte aus einer dem preußischen Militäradel angehörigen Familie und begann schon früh zu schreiben. Durch den Tod des Vaters verarmt, lebte er nach fünfzehn eher unrühmlich verbrachten Militärjahren ab 1833 als freier Schriftsteller in Berlin und wurde dort durch seinen Freund Adelbert von Chamisso mit Dichtern der Romantik bekannt. Die hier erwähnten "Aushängebogen" (für den Autor bestimmte erste Reindruckabzüge) beziehen sich auf die beiden Noveletten "Aus dem Tagebuch eines wandernden Schneidergesellen" und "Die Lebensüberdrüssigen"; Weidmann brachte sie noch in diesem Jahr als Buch heraus. Die von Gaudy gerühmten französischen Gedichte der Clotilde Vallon-Chalys aus dem 15. Jahrhundert sind in Wirklichkeit eine literarische Fälschung aus dem späten 18. Jh.; sie handeln von Liebe und Krieg, wurden von Charles Vanderbourg in gutem Glauben 1803 in Paris veröffentlicht und übten einen nicht unbeträchtlichen Einfluss auf die romantische Dichtung aus. Gaudy schuf eine freie deutsche Bearbeitung der Verse und dazu eine ausführliche Einleitung, in der er sich bereits mit den Fälschungsvorwürfen auseinandersetzt; das Werk erschien 1837 in der damals von Ferdinand Müller geführten Enslinschen Buchhandlung in Berlin, die ein Jahr zuvor auch Gaudys Reisefeuilleton "Mein Römerzug" veröffentlicht hatte. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-21
€ 450,-


Ginanni, Giuseppe (Conte)

Opere postume del Conte Giuseppe Ginanni Ravennate. Tomo primo. Nel quale si contengono cento quattor dici piante che vegetano nel mare Adriatico. Venezia, Giorgio Fossati, 1755. In-folio; gest. Frontispiz mit Porträtmedaille, Titel rot-schwarz (gest. und typogr.), 5 Bll., XIX, 63, (2) pp mit 5 gest. Vignetten und 5 gest. Initialen, 55 Kupfertafeln (gestochen vom Verleger) mit 114 Abb.; Lederband der Zeit mit Rückenschildchen und reicher Rückenvergoldung, festen Marmorpapiervorsätzen und Rotschnitt (berieben und mit Kratzspuren, Ecken tlw. verstärkt); mehrere alte Biblioheksvermerke, vereinzelt etwas fleckig oder mit kleinen Gebrauchsspuren, insgesamt sehr gut erhalten und frisch. - Schöner breitrandiger Druck auf gutem Papier.

Pritzel 3337; Nissen BBI 711 und ZBI 1576. - In sich abgeschlossene illustrierte Monographie über die Meerespflanzen und pflanzenähnlichen wirbellosen Tiere (ehemals "Zoophyten") der Adria. Der aus Ravenna stammende Verfasser, Graf Giuseppe Ginanni (auch Zinanni, 1692-1753) ist als Naturforscher vor allem für seine 1737 veröffentlichte Studie über Vogeleier und -nester bekannt. Das vorliegende Werk besticht durch seine großzügige Ausstattung und enthält auch eine Biographie Ginannis. Der 1757 erschienene zweite Band seiner posthumen Werke behandelt Schnecken und Muscheln. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-22
€ 1650,-


Grillparzer, Franz, Schriftsteller (1791-1872)

Eigenhändige Unterschrift "Grillparzer" auf Entlehnschein der Wiener Hofbibliothek, quer-kl-8, Wien, 6. 5. 1870. - Von fremder Hand ausgefüllter Vordruck mit Angabe der Signaturen und Werke (sieben französische und englische Titel). - Leichte Falt- und Nadelspuren, rückseitig kleine Tintenstriche.

Unter Grillparzers Entlehnungen befinden sich unter anderem die gesammelten Briefe von Mary Stuart und Horace Walpole sowie die Werke von Robert Browning. Grillparzer war damals bereits 79 Jahre alt und las immer noch viel. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-25
€ 650,-


Handke, Peter, Schriftsteller und Nobelpreisträger (geb. 1942)

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 1/2 Seite, kl-4, ohne Ort, 19. 4. 1973. - An Caroline Koschatzky. "Liebe Frau Koschatzky, nur weil ich's gerade in der Frankfurter Allgemeinen gefunden habe - und vielen Dank für die Fotos / Grüßen Sie Ihren Mann, Ihr Peter Handke".

1973 erhielt Handke den Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Die Briefempfängerin (+ 1994) war die erste Frau des Kunsthistorikers und Museumsdirektors Walter Koschatzky (1921-2003). Weiterlesen

Bestellnummer 2302-28
€ 350,-


Hartmann, Karl Philipp, Mediziner (1773-1830)

"Ph. Carolus Hartmann Medicinae Doctor et Professor ... Universitate C. R. Vindobonensi ...". Zeitgenössischer Stahlstich von Gustav Leybold nach Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld, Frontispiz zur zweiten Auflage von "Theoria Morbi", Wien 1828, 12 x 9 cm. - Beiliegend: "Hartmann." Anonyme Lithographie aus "Porträt-Gallerie berühmter Ärzte", Wien 1838, ca. 15 x 13 cm. - Beide Blätter mit geringfügigen Altersspuren.

Hartmann wurde 1811 Professor an der Wiener Universität und 1829 Vorstand der Medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus. Er veröffentlichte eine Reihe bedeutender medizinischer Arbeiten - sein erstmals 1814 erschienenes Handbuch "Theoria morbi, seu Pathologia generalis" galt als das beste pathologische Werk seiner Zeit - sowie die mehrfach aufgelegte populäre Aufklärungsschrift "Glückseligkeitslehre für das physische Leben des Menschen". Weiterlesen

Bestellnummer 2302-30
€ 140,-


Hl. Thomas

"Convictus de resurrectione ...". Kupferstich von und bei Philipp Andreas Kilian nach einem Gemälde von Gerard de Lairesse, Augsburg um 1750, 18 x 13 cm. - Der skeptische Apostel berührt die Wundmale Christi. Unter dem Bild lateinischer Psalmvers und deutscher Spruch, im Oberrand von alter Hand beschriftet "Thomas incredule. Joh. 20. V. 27." - Im Schriftfeld geringfügig stockfleckig.

Vgl. Thieme-Becker 20, 301. - Aus der von Kilian geschaffenen Folge "Index picturarum chalcographicarum historiam Veteris et Novi Testamenti celeberrimorum artificium manu CXXX tabuli delicantium", einer Bilderbibel zum Alten und Neuen Testament. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-31
€ 120,-


Hoefer, Wolfgang

Hercules Medicus sive locorum communium medicorum tomus primus (alles Erschienene). Wien, Johann Jakob Kürner, 1657. Kl-8; gest. Frontispiz, 11 Bll., 383 pp, 7 Bll.; mit einem Textkupfer sowie zahreichen Initialen, Kopfleisten und Schlußvignetten in Holzschnitt; Pergament der Zeit mit zwei Schließen und Farbschnitt (Bezug fleckig und mit kleinen Fehlstellen, unteres Kapital beschädigt, eine Schließe unkomplett); einige Anstreichungen, gelegentlich etwas fleckig, insgesamt sehr gut erhalten und selten.

Mayer (Wiens Buchdrucker-Geschichte) I, 275; Krieg MNE 1, 328; Hirsch-H. 3, 248 (mit abweichender Titelangabe); Fischer (Geschichte der Geburtshilfe in Wien) 25 ff. - Erste Ausgabe (von vier). Umfassendes, wenn auch unvollendet gebliebenes medizinisches Kompendium, "ein für die damalige Zeit ganz ausgezeichnetes Buch ... weil es vor allem die praktischen Bedürfnisse des Arztes im Auge behält und stets die eigenen Erfahrungen berücksichtigt ...". Der aus Bayern stammende Autor praktizierte erfolgreich in Straubing, Linz und Raab, bevor er sich als "Sacrae Caes. Majest. Aulae medicus" in Wien niederließ. Der als Frontispiz dienende Kupferstich stammt von Gerard Bouttats, der ebenfalls den letzten Abschnitt seines kurzen Lebens in Wien verbrachte. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-32
€ 560,-


Hölzel, Eduard (Hrsg.)

Malerisch-historisches Album vom Königreich Böhmen. Prag, Karl André, (um 1860). Quer-folio; 48 altkolorierte und eiweißgehöhte Tonlithographien mit Seidenhemdchen von August Carl Haun nach Zeichnungen von A. C. Haun und Franz Kaliwoda, Bildformat je ca. 19 x 26 cm, Blattgröße 33 x 44 cm; Halblederband der Zeit auf vier Bünden mit goldgeprägtem Deckeltitel "Skizzen aus Böhmen / Bilder", Goldfileten auf Rücken und Deckel, Buntpapiervorsätzen und Rotschnitt (etwas berieben, bestoßen und verfärbt); vord. flieg. Vorsatz mit sauber hinterlegtem Eckabriss, die Tafeln mit einzelnen Flecken und Oxydationsspuren im breiten weißen Rand, die Seidenhemdchen tlw. gebräunt oder etwas knittrig; insgesamt sehr gut erhalten und frisch. Ein originaler Lieferungsumschlag lose beiliegend. - Ohne den 1860 separat erschienenen begleitenden Textband "Malerisch-historische Skizzen aus Böhmen" von Ferdinand Mikowec.

Nebehay-Wagner 261 (mit vollständigem Verzeichnis der Ansichten); Thieme-Becker 16, 132; ÖBL 3,195. - In 16 Lieferungen erschienenes schönes Ansichtenalbum, von dem auch eine Luxusausgabe bekannt ist. Die stimmungsvollen und detailreichen Blätter mit deutscher und tschechischer Beschriftung und ansprechender Staffage zeigen böhmische Städte und Ortschaften, Schlösser und Klöster, Burgen und Ruinen und wurden mit großer Sorgfalt gedruckt und koloriert. Franz Kaliwoda (um 1820-1859) arbeitete ab 1840 an den Vorlagen, August Carl Haun (1815-1894) machte sich mit der Darstellung romantischer Landschaften einen Namen und verbesserte die Technik der Lithographie. Kolorierte Exemplare des Werks sind äußerst selten. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-33
€ 5600,-


Hohenwart, Sigmund Anton (Graf) von, Bischof (1730-1820)

Eigenhändiger Brief in lateinischer Sprache mit Namenszug am Kopf, 2 1/4 Seiten, gr-8, Linz, ohne Datum (1775); rotes Lacksiegel mit Monogramm Hohenwarts auf dem Adressblatt. - An den befreundeten Botaniker und Chemiker Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin (1727-1817), mit dessen Antwortvermerk vom 12. 10. 1775. - Detailreiches Schreiben des damals an der Theresianischen Akademie in Wien lehrenden Jesuiten und Regens des nordischen Stifts zu Linz an den renommierten Naturforscher Jacquin in Wien. Hohenwart, der als Universalhistoriker auch stark naturwissenschaftlich interessiert ist, würde gerne an den botanischen Exkursionen Jacquins teilnehmen, berichtet von seiner eigenen botanischen Tätigkeit, von Problemen des akademischen Betriebs und von Bibliotheksangelegenheiten. Mit dem Beamten und leidenschaftlichen Botaniker Franz von Mygind (1710-1789), ebenfalls Freund Jacquins, und dem Prälat von Kremsmünster unternahm er eine nicht ganz befriedigend verlaufene Tour in die Alpen: "Excursionibus tuis botanicis tertius ego comes adesse optassem, sed quod conjugem, olim vitis pectoris laborantem, passus fueris una venire, miror. De meo in alpes itinere ex Mygindo optimo audiveris; non fuerat operae pretium; multa impedivere: proprimis Praelati Cremifanensis comitus, qui comes esse voluit, et idem fuit aliquantum impedimenti. Cogitabam per montes in Styriam penetrare, sed Mygindum expertus pedibus seniorem, nolui amicum exponere difficilibus casibus." Und er würde gerne eine Monographie über die Fische Oberösterreichs erstellen, wenn ihm seine anstrengende Tätigkeit nur Zeit dazu ließe: "Si otium esset, Piscium Superioris Austriae indicem, et historiam adgrederer; vastus campus, et in quo certo multa nova: at vix officijs meis satisfacere possum adeo laboriosum munus gero." An zeitgenössischen Forschern erwähnt der Brief unter anderem Heinrich Johann Nepomuk von Crantz (1722-1797), Hans Caspar Hirzel (1725-1803) und Jan Ingenhousz (1730-1799). Von Interesse sind ferner die Bemerkungen über die Tätigkeit des umstrittenen Arztes und Magnetiseurs Franz Anton Mesmer (1734-1815) in Zürich: "Scribit mihi Hirzelius, celebrem D[octor]em Mesner[!] Tiguri esse, ibique subqueri de Hellio, et Ingenhouszio; ait, virum magnetismo suo animali pene infatuatum, compararique enthusiasmo Lavetero[!] licet alio in argumento versanti." Zwischendurch bietet Hohenwart dem Freund auch noch eine Sendung aus seiner reichen Apfelernte an: "utimur faventissima tempestate, pomorumque copia magna; si scirem tibi non ingratum fere, usuique, mitterem centurias aliquas pomorum Porsttorffensium, item ... Aepfel, et Leder Aepfel, seu Reinette utor vulgaribus nominibus. Si placent, sincere scribe, mittam." - Schöner neulateinischer Brief; vollständige Transkription liegt bei.

Vgl. ÖBL 2, 397. - Sigmund (auch Sigismund) Anton Graf von Hohenwart zu Gerlachstein - er wird gerne mit dem Bischof und Naturforscher Sigismund von Hohenwart (1745-1825) verwechselt - trat schon als Jugendlicher in den Jesuitenorden ein, in dem der akademischen Forschung stets ein hoher Stellenwert eingeräumt wurde. 1777 bestimmte ihn Maria Theresia zum Lehrer des späteren Kaisers Franz II./I., 1791 wurde er Bischof von Triest, 1794 Bischof von St. Pölten und 1803 schließlich Fürsterzbischof von Wien. Als solcher bewies er eine mutige Haltung während der zweimaligen Besetzung Wiens durch die Franzosen, setzte sich für Klemens Maria Hofbauer, den späteren Stadtpatron von Wien ein und förderte den Abbau des Josephinischen Staatskirchentums. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-34
€ 650,-


Iffland, August Wilhelm, Schauspieler, Theaterdichter und Intendant (1759-1814)

Diktatbrief mit eigenhändiger Empfehlungsformel und Unterschrift ("Freund und Diener Iffland"), 2 1/2 Seiten, gr-8, Berlin, 7. 5. 1809. - An den "Sekretär August Klingemann zu Braunschweig" über die von Iffland geleitete Aufführung von dessen Schauspiel "Columbus" am Königlichen Nationaltheater in Berlin. "Wohlgeborner Herr! Columbus hat großes Vergnügen und Beifall erregt. Sehr gern hätte ich diese Rolle gespielt, doch fühlte ich mich gedrückt, da die Malvida so oft in ein Lob ausbricht, was auf die äußere Gestalt gerechnet werden kann. Herr Beschohort hat sie sehr brav gegeben. Madame Bethmann hat in der kleinen Rolle der Königin die Künstlerin bewährt, die sie ist. Ich wählte die Rolle des Königs um vereint mit ihr, den sehr schönen Hofszenen einen erhöhten Haltungspunkt zu geben. Madame Schröck als Malvida war überaus anziehend und liebenswürdig. Vom übrigen nächstens. Nur das noch, daß Herr Kapellmeister Weber eine sehr schöne Musik dazu geliefert hat. / Seien Sie so gut, wenn es Ihnen thunlich ist, noch fünf Friedrichs d'or auf hier anzuweisen, und uns noch einige Zeit zu vergnügen, und Ihnen alsdann noch fünf Friedr: d'or nachzuschicken, welches zusammen dann das Honorar vom 15t. Friedr: d'or ausmacht. Dies ist, was wir in unseren gegenwärtigen Umständen leisten können. / Mit Vergnügen erwarte ich den Cortez von Ihnen, so wie ich Sie ersuche, alles einsenden zu wollen, was Sie fürs Theater schreiben. / Recht gern werde ich im Herbst nach Braunschweig kommen, wenn die Begebenheiten es nur einigermaaßen zulaßen. Allerdings wird manche wehmüthige Erinnerung mich ergreifen, doch wo ist das nicht der Fall?! / Mit aufrichtiger Achtung und Freundschaft / Euer Wohlgeboren / Freund und Diener Iffland". Mit Adressblatt und rotem Lacksiegel der "Central Direction des koeniglichen National Theaters". - Papier gebräunt und etwas fleckig, die Unterschrift durch die Öffnung des Briefs leicht angeschnitten.

Vgl. Goedeke 6, 440 ff. - Der Schriftsteller und Theaterregisseur Ernst August F. Klingemann (1777-1831) verfasste Romane und Dramen im Geiste der Romantik und gilt heute als Autor der 1804 unter dem Pseudonym "Bonaventura" veröffentlichten "Nachtwachen"; "Cortez" meint sein historisches Drama "Ferdinand Cortez, oder: die Eroberung von Mexiko." Der Sänger, Schauspieler und Regisseur Friedrich Jonas Beschort (1767-1846) war Ifflands rechte Hand und sein Stellvertreter am Berliner Nationaltheater. Luise Schröck (1777-1846) spielte ebenfalls bei Iffland und gab daneben zahlreiche Gastspiele, unter anderem auch in Wien. Bernhard Anselm Weber (1764-1821) wirkte als Theaterkapellmeister, Musikdirektor und Komponist in Berlin und arbeitete öfters mit Iffland zusammen. Friedrich d'or: preußische Goldmünze von etwa 6 g Feingewicht. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-35
€ 320,-


Johann, Erzherzog von Österreich (1782-1859)

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift "Johann", 2 1/4 Seiten, in-8, Vord[ern]b[erg], 9. 12. 1845. - (An den Maler Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld.) "Daß ihr Bild vollendet ist Schrieb mir Körber da dasselbe noch nicht abgesendet wurde, so könnten sie es in der Burg bey mir vielleicht aufstellen[.] Körber übergeben sie die Note. / Ich habe Tschudis ersten Band gelesen, dieß ist einmal ein Reisender welcher erzählt, und nicht durch poetisches Schwätzen ermüdet oder um seine Gelehrsamkeit auszukramen, die ganze litteratur des Gegenstandes hineinziehet; ich freue mich auf die Fortsetzung, so lernet man ein Land und dessen Verhältniße kennen. / Beiliegend ein Brief Craighers - lesen sie alles - das Gedicht hat manche schöne Stelle, nach gemachten Gebrauch geben sie es ... damit ich Antworten, und ihm benachrichtigen könne daß ich die Widmung annehme. / Ich bin nun hier wie wohl mir in meinem stillen Hause ist, kann ich nicht beschreiben ich bereite mich für meinen weiter [?] Aufenthalt in Wien vor. Da wird es viel zu hören noch mehr zu reden geben. Die Zeit fodert das Bekenntniß der Wahrheit ich will es redlich und unumwunden thun, es ist Pflicht schlafende zu wecken, vor Täuschungen zu warnen, wo es bestehet zu Enttäuschen - und zu thätigkeit anzuspornen. Die Welt schreitet gewaltig vor ob zum bösen oder zum Guten dieß lieget in der Hand der Machthaber, ihnen ist es gegeben grosses Wohl oder Namenloses Wehe zu bewirken. Möchte man die Weege des Herren betrachten, sie begreifen, und die Andeutungen die der Vater aller giebt verstehen, beherzigen, und darnach handeln. Weck mit dem Egoismus - und alles unser thun dahin strebend wegen dem ersten höchsten Gebothe, das zweyte restloß zu erfüllen - Wie glüklich und ruhig stünde es um die Menschheit wenn so gedacht und nicht schön gesprochen, sondern aufrichtig gehandelt würde. Allein vor allem muß man sich von den Liedeleyen diser Welt loßreissen - sonst kann man nicht seiner Bestimmung entsprechen. / Meine Frau grüßet sie - wir dürften mit jedem Falle Ende des Monathes eintreffen, vielleicht auch früher dieses hänget von der Ankunft des Russischen Kaisers ab. Leben sie recht wohl." - Wie meist ohne Anrede; Empfänger nach Provenienz bestimmt.

Der aus Königsberg stammende Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld (1788-1853), einer der Hauptvertreter der Malerei der Romantik, lebte seit 1804 in Wien. Nachdem 1818 seine Bewerbung um die Direktorenstelle der Wiener Akademie am Widerstand Metternichs gescheitert war, erhielt er eine Anstellung bei Erzherzog Johann, dessen steirisches Landgut Brandhof er künstlerisch ausgestaltete und den er auch porträtierte. Der Offizier und Schriftsteller Philipp von Körber (1812-1861) gehörte zu den Vertrauten des Erzherzogs und erledigte manche Angelegenheiten für ihn. 1849 wurde er Lehrer für Kriegsgeschichte an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt, 1852 Direktor der Orientalischen Akademie in Wien. "Tschudis ersten Band": Der Schweizer Natur- und Sprachforscher, Forschungsreisende und Diplomat Johann Jakob von Tschudi (1818-1889) veröffentlichte damals sein zweibändiges Werk "Peru. Reiseskizzen aus den Jahren 1838-1842" (Erscheinungsjahr laut Verlagsangabe 1846). Der Schriftsteller und belgische Konsul Jakob Nikolaus Craigher (1797-1855) widmete sein 1847 in Triest erschienenes Reisewerk "Erinnerungen aus dem Orient" Erzherzog Johann; welches Gedicht der vorliegende Brief meint, konnten wir nicht feststellen. Aus Craighers bereits 1828 unter dem Pseudonym "Nicolaus" erschienenen Band "Poetische Betrachtungen in freyen Stunden" vertonte Franz Schubert das Gedicht "Die junge Nonne". "Meine Frau": Anna Plochl, Postmeisterstochter in Bad Aussee, war seit 1829 in morganatischer Ehe mit Erzherzog Johann verheiratet; 1850 wurde sie zur Gräfin von Meran ernannt. Der russische Zar Nikolaus I. reiste am 30. Dezember 1845 über Venedig mit der Bahn nach Wien, wo er den Sylvester- und Neujahrstag verbrachte. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-36
€ 980,-


Kaiser, Hans

Medaillen / Plaketten / Abzeichen der deutschen Luftfahrt. Gütersloh, B. Strothotte, 1998. Kl-4; VII, 654 pp mit zahlr. Abb.; illustr. Orig-Pappband; neuwertig.

Vergriffen und im Handel kaum auffindbar. Umfangreicher Standardkatalog mit über 2000 sorgfältig beschriebenen und abgebildeten Nummern, gegliedert in die Abschnitte Ballonfahrt - Luftschifffahrt - Flugwesen - Raketentechnik und Raumfahrt. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-37
€ 260,-


Kalanag (d. i. Schreiber, Helmut Ewald), Filmproduzent und Magier (1903-1963).

Fotoporträt in Postkartengröße mit eigenhändigem Namenszug im weißen Unterrand, ohne Ort und Datum (um 1960). - Leichte Gebrauchsspuren.

Helmut Schreiber betätigte sich schon seit Jugendjahren als Zauberer, sammelte aber auch Erfahrungen als Schauspieler und Dramaturg und machte zunächst als Aufnahmeleiter beim Film Karriere. Im Dritten Reich stieg er aufgrund seiner Kontakte zu Goebbels zum Produktionsleiter auf und nahm gleichzeitig als Präsident des Magischen Zirkels eine beherrschende und zugleich zwielichtige Stellung in der Illusionistenbranche ein; Hitler schätzte ihn als seinen "Hofmagier". 1945 dürfte Schreiber den Alliierten Vermittlerdienste geleistet und davon nicht unbeträchtlich profitiert haben; jedenfalls konnte er nach dem Krieg mit einer aus Eigenmitteln produzierten gigantischen exotischen Zaubershow neu starten und international große Erfolge feiern. Kalanag - der Künstlername ist aus Rudyard Kiplings Dschungelbuch übernommen - wurde mit seinen glamourösen Darbietungen zum Vorläufer und teilweise Vorbild für spätere Illusionisten. Der mit ihm abgebildete Gepard war ein fixer Bestandteil seiner Shows. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-38
€ 120,-


Kauffmann, Angelika (1741-1807)

Lesender bärtiger Mann. Radierung auf Bütten mit Namenszug "A. M. Kauffmann", Datum "1763" und Ortsbezeichung "Ischia" in der Platte, Plattengröße 9,5 x 12,3 cm. - Mit feinem Rändchen um die Plattenkante. Etwas fleckig, rückseitig Sammlernotizen und Montagespuren.

Andresen 23 I (von II); Nagler 24. - Sehr guter Frühdruck des ersten Zustands vor der Überarbeitung mit Aquatinta und vor Boydells Adresse von 1781 (siehe Boerner, Angelika Kauffmann und ihre Zeit, 1979, 12 f.). Angelika Kauffmann lebte von 1763 bis 1766 mit ihrem Vater in Rom, von wo aus die beiden Neapel und Ischia besuchten. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-39
€ 650,-


Klinger, Friedrich Maximilian

Geschichte Giafars des Barmeciden in fünf Büchern. Ein Seitenstück zu Fausts Leben Thaten und Höllenfahrt. Neue verbeßerte und vermehrte Ausgabe mit Kupfern. 2 Bde. Ohne Ort und Verlag, 1810. In-8; gest. Frontispiz, 254 pp (inkl. gest. Titel mit Vignette, die ersten Seiten römisch paginiert); 173 pp (inkl. gest. Frontispiz), 1 Kupfertafel; Pappbände der Zeit mit Rückenschildchen (etwas berieben und bestoßen); vereinzelt stockfleckig, insgesamt gut erhalten.

Goedeke IV.1, 809, 26e. - Österreichischer(?) Nachdruck der 1799 in Leipzig erschienenen zweiten Ausgabe des 1792-1794 entstandenen Romans, mit Kupferstichen des in Wien tätigen Franz Weber (1760-1818). Das Werk schließt an Klingers 1791 veröffentlichten Faust-Roman an und behandelt das Schicksal des Wesirssohnes Dscha'far b. Yahya aus der persischen Beamtendynastie der Barmakiden. Dscha'far wurde im Jahr 803 vom abbasidischen Kalifen Harun ar-Rashid hingerichtet - der Legende nach wegen seiner Liebe zu Haruns Schwester Abbasa. Der Stoff wurde mehrfach künstlerisch behandelt. Klinger, der zunächst von Goethe gefördert wurde, lebte später in Dorpat und wurde mit seinem Drama "Sturm und Drang" namengebend für die literarische Strömung der Zeit. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-41
€ 115,-


Kokoschka, Oskar, Maler (1886-1980)

Eigh. Kunstpostkarte mit Unterschrift, Poststempel Montreux, 13. 3. 1967. - An den Kunsthistoriker und Verleger Ludwig Goldscheider in London. "Liebster Herr Dr. Ludwig hoffentlich sind Sie wieder gesund?! Bitte Sie müssen ganz gesund werden, gehen Sie nach Tunesien in die Sonne! Hier gießt es Tag und Nacht seit unserer Rückkehr, bin verzweifelt, kann gar nichts machen. Grüssen Sie die Tochter herzlich und seien Sie umarmt von Ihrem immer ergebenen O. Kokoschka". - Minimaler Einriss am unteren Rand.

Nach Jahren des Exils in Prag und England lebte Kokoschka seit 1953 im schweizerischen Villeneuve bei Montreux. Der österreichische Kunsthistoriker Dr. Ludwig Goldscheider (1896-1973) war Mitbegründer des Phaidon-Kunstverlags. 1938 nach London emigriert, führte er den Verlag dort weiter und veröffentlichte 1963 in Zusammenarbeit mit Kokoschka eine Monographie über den Künstler, die mehrere Auflagen und Übersetzungen erlebte. Die Karte zeigt Kokoschkas 1946 entstandenes Aquarell "Lobster" in der Cecil Higgins Art Gallery in Bedford. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-42
€ 400,-


Kreidolf, Ernst

Der Gartentraum. Neue Blumenmärchen. Köln, Hermann & Friedrich Schaffstein, [1911]. Lithogr. Titel, 16 fol., 1 Blatt, 16 einseitig bedruckte farblithogr. Tafeln; Orig.-Halbleinen mit farblithogr. Deckelilllustration und dreifarbig illustr. Vorsätzen (etwas bestoßen und fleckig, unteres Kapital schadhaft, Buchblock in der Mitte des Bandes geplatzt, Heftklammern aber sauber); einige wenige kleine Flecken, geringfügige Altersspuren an den Papierrändern; insgesamt sehr gut erhalten.

Huggler 182; Schug 490 (dort "1912"). - Erste Ausgabe. Bezaubernd illustriertes Kinderbuch des Schweizer Künstlers (1863-1956), der auch die begleitenden Verse verfasste. Im Anhang ein Verzeichnis der Blumennamen. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-44
€ 300,-


Laudon, Gideon Ernst von, Feldherr (1717-1790)

"Gideon a Laudohn ... Supremus Rei Armamentariae Praefectus". Zeitgenössischer Kupferstich von, nach und bei Johann Esaias Nilson, Augsburg um 1760, Plattengröße 22 x 16 cm. - Halbfigur im Oval mit Devise, darunter zwei Grenadiere, Fahnen und Kriegsgerät.

APK 14684; Schuster 361. - Schönes Porträt als Feldzeugmeister. 1776 erwarb Laudon das Schloss Laudon in Hadersdorf bei Wien, das er bis zu seinem Tod bewohnte; 1778 wurde er zum Feldmarschall ernannt. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-47
€ 120,-


Lauri-Volpi, Giacomo, Tenor (1892-1979)

Porträtpostkarte mit eigenhändigem Namenszug im weißen Unterrand, ohne Ort und Datum (um 1930). - Rollenbild als römischer Prokonsul Pollione in der in Gallien spielenden Oper "Norma" von Vincenzo Bellini.

Die Aufnahme entstand im November 1927 an der Metropolitan Opera in New York. Giacomo Lauri-Volpi war einer der bedeutendsten Tenöre seiner Zeit, der auch schwierige Partien vom Belcanto bis zum Verismo glänzend bewältigte. Puccini soll für ihn die Rolle des Calàf in "Turandot" konzipiert haben. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-48
€ 240,-


Lehár, Franz, Komponist (1870-1948)

Musikalisches Albumblatt mit eigenhändiger Notenzeile und Unterschrift, kl-8, Wien, 15. 11. 1925. - Geringfügig fleckig.

Der Beginn der Melodie "Niemand liebt dich so wie ich" aus Léhars Operette "Paganini". Sie wurde am 30. Oktober 1925 im Johann-Strauß-Theater in Wien uraufgeführt. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-49
€ 300,-


Liebermann, Max, Maler und Graphiker (1847-1935)

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 2 Seiten auf Doppelblatt, in-8, Berlin, 16. 3. 1911. - "Sehr verehrter Herr Geheimrath, ich danke Ihnen verbindlich für Ihren so überaus liebenswürdigen Brief. Es ist ein höchst precäres Unternehmen Porträts von Verstorbenen malen zu wollen, zumal wann das betr. Material unzureichend ist: deßhalb freut es mich doppelt, daß meine Arbeit Sie befriedigt. Ihre Anerkennung gereicht mir zu größter Genugthuung und entschädigt mich vollauf für die aufgewandte Mühe. Mit Recht bedauert Göthe die armen Porträtmaler, die ihre Auffassung der dargestellten Persönlichkeit mit der, welche der Beschauer sich von ihr gemacht hat, in Einklang bringen sollen: was natürlich nur im seltensten Falle glückt. Wenn Sie, wie Sie schreiben, sich immer mehr in meine Darstellung hineinleben, so hat meine Arbeit ihr Ziel erreicht. Mit freundlichen Grüßen Ihr sehr ergebener Max Liebermann".

Schöner Künstlerbrief. Max Liebermann zählt mit Lovis Corinth und Max Slevogt zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Impressionismus. Als Präsident der Berliner Secession förderte er gegenüber zeitgenössischen reaktionären Tendenzen den künstlerischen Aufbruch in die Moderne. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-50
€ 950,-


Liechtenstein, Anton Florian (Fürst), Staatsmann und Landesherr (1656-1721)

Brief in italienischer Sprache mit eigenhändiger Empfehlungsformel und Unterschrift, 1 1/2 Seiten, kl-4, Wien, 17. 3. 1703. - An den kaiserlichen Staatsrat Marchese Antonio Santa Croce in Rom. Bericht über militärische Ereignisse im dritten Jahr des Spanischen Erbfolgekrieges, insbesondere über die letzten Operationen der kaiserlichen Truppen gegen Bayern ("ulteriori operazioni contra Baviera"). "... L'altre notitie sono, che li Francesi habbino già molte volte tentato di sforzare li passi & unirsi alli Bavaresi ...". Namentlich genannt werden der als "Türkenlouis" populär gewordene Reichsfeldmarschall Ludwig Wilhelm von Baden ("Luigi") sowie die Generäle Styrum und Schlick. - Schrift durchschlagend, etwas fleckig.

Anton Florian wurde schon früh auf die Übernahme politischer Ämter am Kaiserhof vorbereitet. 1689 in den Geheimen Rat aufgenommen, wurde er zwei Jahre später von Leopold I. als Botschafter an den päpstlichen Hof nach Rom entsandt. Mit der Erziehung Erzherzog Karls, des späteren Kaisers Karl VI. betraut, war er von 1703 bis 1711 mit diesem - als nunmehr designiertem Gegenkönig Karl III. - im Spanischen Erbfolgekrieg im Einsatz. Nach seiner Rückkehr (1718) stellte sich Anton Florian an die Spitze des Hauses Liechtenstein, nahm den Titel eines Fürsten an und erreichte es, dass auch alle seine fürstlichen Nachfolger mit einem Sitz im Reichsfürstenrat belehnt wurden. Um das gesetzlich zu verankern, erhob Karl VI. die Herrschaften Schellenberg und Vaduz in die Reichsunmittelbarkeit, womit ein souveränes Reichsfürstentum Liechtenstein geschaffen wurde. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-51
€ 370,-


Ligne, Charles-Joseph de (Fürst), Offizier, Diplomat und Schriftsteller (1735-1814)

Eigenhändiger Brief an einen fürstlichen Truppenführer, wie meist ohne Unterschrift, 1/2 Seite auf Doppelblatt, gr-8, Wien, 19. September (ohne Jahr). - Empfehlungsschreiben betreffend die Beförderung eines Unteroffiziers bei der berittenen Garde. "Le Cher Prince que j'aime, et admire depuis si Longtems, Veut il bien laisser tomber quelque bienfait d'avancement sur un bas officier de la garde à Cheval nommé charles Bauller? son pere etait 'Lieutenant-Colonel'. Ses parens icy m'ont prié de le recommander à Mon Prince. Je m'y recommande moi même, et le supplie de se souvenir toujours de son ...atique, ..., et idolatre. / Vienne le 19 7bre." - Kleine Tintenabklatsche.

Provenienz: Auktion Stargardt 634 (1985) Nr. 1152. - Der aus Brüssel stammende Fürst de Ligne war ein hervorragender Militärexperte und Diplomat und wurde 1808 zum Feldmarschall ernannt. Als charmanter Kosmopolit verkehrte er in den höchsten Kreisen seiner Zeit. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-52
€ 370,-


List, Guido (von), Schriftsteller und Esoteriker (1848-1919)

"Des heiligen Sanct Ivo Schmerz und Trost. Julischwitz-Gstanzeln eines verchristlichten Barden." Vollständiges eigenhändiges Manuskript eines Mundartgedichts (21 Strophen) ohne Namensnennung, scherzhaft unterzeichnet mit "Au. Weh", 3 1/2 Seiten, in-4, ohne Ort, 27. "Gluting" (Juli) 1900. - In Lists typischer Handschrift, mit Arabeske und Initiale in Rot. Faltspur, im Bug etwas stockfleckig, Tinte auf letzter Seite stellenweise verwischt, unter dem Titel kleiner Vermerk von fremder Hand. Eine vollständige Transkription des Gedichts liegt bei.

"Der heilige Sanct Ivo, / Der Juristen-Patron, / Hat die Zeitung grad g'les'n / Fluacht: 'Dreideuxelschwadron!'" Das so beginnende launig-polemische Gedicht bezieht sich auf den damals aktuellen Prozess gegen Karl Habermann, Herausgeber und Schriftleiter der deutsch-völkischen und antiklerikalen illustrierten Zeitschrift "Der Scherer", die von 1899 bis 1906 zuerst in Innsbruck, dann in Linz und zuletzt in Wien erschien. Habermann hatte im Rahmen eines Fackelzuges einen gegen den "Scherer" gerichteten Hirtenbrief des Fürstbischofs von Brixen öffentlich verbrannt und wurde dafür vom Innsbrucker Staatsanwalt Dr. Karl Tschurtschenthaler verfolgt; der Prozess ging durch alle Instanzen. Im Gedicht will Ivo als Repräsentant der Justiz Habermann voller Zorn vernichten und sucht dazu auch die Unterstützung verschiedener anderer Heiliger: Hubertus soll ihn erschießen, Lienhart (Leonhard) vergiften, Donatus mit einem Blitzschlag töten. "Der heilige Sanct Ivo / Zu Sanct Donatus hinfaucht: 'Ein'n Blitz für den Lotter, / Daß's schwefelgelb raucht!'" Ivos Wüten ist allerdings kein Erfolg beschieden, da alle Kollegen Probleme mit der Durchführung haben oder sich für unzuständig erklären. Ebensowenig geht sein Wunsch in Erfüllung, Tschurtschenthaler bei sich im Himmel zu haben: "Der heilige Sanct Petrus / Schreit glei: 'Sunst aber nix? / Zwa Juristen glei im Himmel!?_ / Kreuzbombenkruzifix!'" So kann sich Ivo zuletzt nur noch mit Wein trösten: "Der heilige Sanct Urban / Der tröstet gar fein; / Feucht glänzt in sieben Farben / Sanct Ivos Heiligenschein." - Guido List, der mit seiner rassistisch-okkultistischen "Ariosophie" zu den einflussreichsten Wegbereitern des Nationalsozialismus zählt, lieferte selbst etliche Beiträge zu Habermanns "Scherer". Weiterlesen

Bestellnummer 2302-53
€ 650,-


Luckner, Felix Graf von, Marineoffizier und Schriftsteller (1881-1966)

Porträtpostkarte (Verlag Sinsel & Co., Leipzig-Oetzsch) mit eigenhändigem Namenszug "Graf Luckner" in Bleistift, ohne Ort und Datum (um 1930). - Etwas altersgebräunt. Beiliegend zwei Zeitungsausschnitte.

Luckner, eine schillernde Abenteurerfigur, durchbrach als Kommandant des Hilfskreuzers "Seeadler" 1916 die britische Seeblockade und versenkte in der Folge 14 Schiffe, wobei nur ein einziger Seemann ums Leben kam. Seine Bereitschaft zu gewagten Unternehmungen brachte ihm den Beinamen "Seeteufel" ein. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-54
€ 65,-


Märchenbilder

Vier anonyme Bleistiftzeichnungen zumeist auf gelblichem Papier, Bildformate ca. 12 x 10 bis 18 x 15 cm, um 1940(?). - Illustrationsentwürfe zur erstmals 1871 erschienenen und seither oft aufgelegten Märchensammlung "Träumereien an französischen Kaminen" des deutschen Chirurgen und Schriftstellers Richard von Volkmann-Leander (1830-1889). - Zum Teil unregelmäßig beschnitten, einzelne Nadelspuren an den Rändern.

Zwei der vier fein gezeichneten Blätter beziehen sich auf das Märchen "Die himmlische Musik"; eines davon enthält am unteren Rand einen Ausschnitt des Textes in zwei Zeilen: "und zuletzt behauptete jeder, das, was er hätte, wäre die eigentliche himmlische Musik, und das, was die anderen be[säßen, wäre eitel Trug und Schein]". Weiterlesen

Bestellnummer 2302-55
€ 160,-


Modersohn, Otto, dt. Maler (1865-1943)

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 1 Seite, kl-4, Worpswede, 26. 2. 1916. - An Frido Witte. "Werther Herr Witte! Besten Dank für Ihre freundlichen Wünsche zu meinem Geburtstage, der wie ich aus Ihren Zeilen sehe auch der Ihre ist, warum ich mich beile, Ihnen meinerseits alles erdenkliche Gute zu wünschen: möchten Sie bald zu den Werken des Friedens zurückkehren können, das ist wohl der Wunsch, der uns alle beseelt. Wie Sie am Poststempel sehen, sitze ich wieder in Worpswede und zwar seit Herbst vorigen Jahres; Fischerhude hatte bei all seiner Schönheit doch einige große Nachtheile. - Augenblicklich ist H. Vogeler für 3 Wochen hier auf Urlaub, es geht ihm sehr gut. Mit den besten Grüßen, auch von m[einer] Frau bleibe ich Ihr ergebener Otto Modersohn." - Rückseitig nicht störender Schriftabklatsch.

Modersohn gehörte zu den Mitbegründern der Worpsweder Künstlerkolonie und wurde einer der bekanntesten deutschen Landschaftsmaler. Nach dem frühen Tod seiner zweiten Frau, der Malerin Paula Modersohn-Becker (1907) übersiedelte er in das nur wenige Kilometer entfernte Dorf Fischerhude, wo sich um ihn die Malergruppe "Junge Wilde von 1911" bildete; ab 1909 war er mit der Sängerin und Malerin Louise Modersohn-Breling, genannt Lolo, verheiratet. Der Maler, Architekt und Kunstgewerbler Friedrich Wilhelm (Frido) Witte (1881-1965) war häufig in Worpswede zu Gast; während des 1. Weltkriegs leistete er Kriegsdienst in Kiel und Flandern. Der vielseitige Maler, Graphiker, Designer und Schriftsteller Heinrich Vogeler (1872-1942) gehörte ebenfalls zur ersten Generation der Künstlerkolonie Worpswede. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-57
€ 560,-


Nesbitt, John - Oikonomides, Nicolas (Hrsg.)

Catalogue of Byzantine Seals at Dumbarton Oaks and in the Fogg Museum of Art. Volume 1-3. 3 Bände. Washington D.C., Dumbarton Oaks Research Library and Collection, 1991-1996. Kl-4; jeder Band ca. 250 pp mit zahlreichen Abb.; goldgepr. Orig.-Leinen. - Ungebrauchte Exemplare, originalverschweißt.

Die beim Verlag vergriffenen ersten drei Bände des inzwischen auf sieben Teile angewachsenen Standardwerks zur byzantinischen Siegelkunde. Vol. 1: Italy, North of the Balkans, North of the Black Sea - Vol. 2: South of the Balkans, the Islands, South of Asia Minor - Vol. 3: West, Northwest, and Central Asia Minor and the Orient. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-58
€ 290,-


(Palästina)

Die klassischen Stellen des gelobten Landes und seiner nähern Umgebungen. Nach englischen Originalen dargestellt ... Mit einem Vorwort von Albert Knapp. Stuttgart, L. F. Rieger, 1838. In-8; 24 unnumerierte Stahlstich-Tafeln, 58 pp; schlichter Pappband der Zeit mit eingebundenem Orig.-Umschlag der ersten Lieferung (berieben und bestoßen, Vorsätze leimschattig und mit kleinen Papiermängeln); die breitrandigen Tafeln leicht gebräunt und gelegentlich etwas fleckig (zumeist außerhalb des Bildes), der Text stärker stockfleckig. - Mit Ansichten und Beschreibungen von Jerusalem, Nazareth, Bethlehem, Jericho, Sichem, Tiberias, Damaskus, Ninive (Mosul), Karnak u. a.

Kayser 8, 402; Röhricht 1891. - Ausgegeben in sechs Lieferungen ohne Angabe eines Bearbeiters. Das auf dem Umschlag vermerkte Vorwort des deutschen Pfarrers, Dichters und Tierschutzpioniers Albert Knapp fehlt bei allen uns bekannten Nachweisen und dürfte nicht erschienen sein. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-60
€ 140,-


Pergolesi, Giovanni Battista - Salzmann, Karl Gottfried

"Stabat [Mater] Del Sign. G. B. Pergolesi / Für's Pianoforte G. C. Salzmann." Musikmanuskript von Kopistenhand. Handschriftlicher Klavierauszug mit beiden Singstimmen in sauberer Notation auf händisch gezogenen Notenzeilen, 76 Seiten, quer-kl-4, wohl Wien um 1830, in modernem rotem Leinenband. - Titelblatt gebräunt und restauriert, gelegentlich etwas stockfleckig, zwei Seiten stärker braun verfärbt; insgesamt schöne Notenhandschrift des sakralen Vokalwerks in der Bearbeitung durch einen Wiener Komponisten.

Zu Salzmann vgl. ÖBL 9, 404. - "Stabat Mater", eine Vertonung des gleichnamigen mittelalterlichen Gedichts für Alt, Sopran, Streicher und Basso continuo, ist neben der Oper "La serva padrona" das bekannteste Werk des italienischen Komponisten G. B. Pergolesi (1710-1736); es entstand wenige Wochen vor seinem Tod, war im 18. Jahrhundert das am häufigsten gedruckte Musikstück und hat zahlreiche Bearbeitungen erfahren. Carl Gottfried Salzmann (1797-1871), der Verfertiger des Klavierauszugs, war Pianist, Musikpädagoge und Komponist und wurde bereits 1817 ausübendes Mitglied der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Er war Schüler Salieris und besaß eine bedeutende Musikbibliothek. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-61
€ 450,-


Reichenbach, Karl (Frh.) von, Naturforscher (1788-1869)

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 2 Seiten auf Doppelblatt, in-8, ohne Ort (Gut Reisenberg bei Wien), 21. 11. 1840. - An einen Buchhändler. "Liebster Freund! Wenn man in dieser verfluchten Sau-Sudelwelt nicht von allen Seiten will zerrissen, zerfetzt, gefressen werden, muß man links & rechts sich raufen, vorn & rückwärts um sich schlagen, den Satan sich vom Leibe zu halten. So geht's mir jetzt ohn' Unterlaß. Nun zerrt mich das Volk in den Zeitungen gar herum und jeden Tag muß ich ihm mit einem andern Spektakelstück zur Belustigung herhalten. Welch ein verfluchtes Treiben! / Noch bin ich hier in meiner Elfenburg, sehe Niemand als des Himmels graue Wolken, höre Niemand als das Pfeifen der Sturmwinde. Und wohl mir, denn dies ist auch Himmelsharmonie gegen das teuflische Gezische der Lästermäuler da unten, die zwischen den Steinen kriechen & zischen. / Eben wollte ich hinunter ziehen, um unseren Mittwoch wieder en route zu bringen. Da reißt das Thier seinen Rachen wieder auf und scheucht mich wieder zurück zu den Oreaden und Bloksbergshexen! / Nun aber heute wollte ich Ihnen die gewünschte Liste der Bücher einsenden, die ich aus der Jacq. Bibliothek behalten habe. Bitte nun um die Rechnung, um zahlen zu können. Was ich unverlangt erhalten habe, habe ich gestern zurük geliefert, und dem Anton zustellen lassen. / Sobald das Gesäuse ein wenig verrauscht ist und die Leute mir Ruhe lassen, komme ich hinunter, mich meiner Mittwochsfreunde zu freuen, darunter vorzugsweise meines treuen Anhängers Gruber, den ich auf das herzlichste grüße und hochachte. totus tuus Reichenbach". - Papier gebräunt, Bugriss.

Der aus einer bürgerlichen Württemberger Familie stammende vielseitige Forscher und Unternehmer Karl Ludwig Friedrich Reichenbach beschäftigte sich zunächst als Chemiker und Techniker erfolgreich mit dem Eisenhüttenwesen und mit der Verkohlung von Holz und entdeckte dabei unter anderem das Kreosot und Paraffin. 1835 erwarb er das Gut Reisenberg am Cobenzl bei Wien (hier von ihm "Elfenburg" genannt) und verkehrte nun viel in den wissenschaftlichen Kreisen der Stadt. Sein Ruf als Naturforscher litt allerdings bald unter seiner obskuren Lehre vom "Od"; die angebliche Entdeckung dieser dem Magnetismus ähnlichen, physikalisch nicht nachweisbaren Kraft trug ihm Angriffe von verschiedenen Seiten ein, auf die im vorliegenden Brief auch angespielt wird. "Jacq. Bibliothek": die Bibliothek des ein Jahr zuvor verstorbenen Botanikers Joseph Franz Freiherr von Jacquin (1766-1839), aus der Reichenbach offensichtlich einige Werke erwarb. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-65
€ 450,-


Renaissance-Einband

Lederband auf 6 Bünden mit reicher ornamentaler Vergoldung und goldgeprägten Wappen-Supralibros der Freiherrn zu Gruenpüchel (Grünbühel) und Strechau auf beiden Deckeln. Süddeutsch(?), um 1580. Inhalt: (Estienne, Robert), Thesaurus linguae Latinae (4. Ausg.) Bd. 4, Lyon 1573; gr-folio; Titel mit Holzschnitt-Vignette, 1 Bl., 449 pp, 17 Bll.; kleine Einbandmängel sorgfältig restauriert, Schließen fehlen; innen mäßige Gebrauchs- und Altersspuren.

Zur Provenienz vgl. H. P. Naschenweg in Zschr. Histor. Verein f. Steiermark 88 (1997) 101-171; zum Wappen ebda. 164; zum Buch siehe Graesse 2, 509. - Nach einer späteren Notiz auf dem Innendeckel stammt das Buch aus dem Besitz von Ferdinand Hoffman Freiherr zu Gruenpüchel und Strechau (1540-1607), dessen Vater Hans Hoffman (eigentlich Hanns Hofman) einer der wichtigsten Mitarbeiter von Kaiser Ferdinand I. war und 1535 zum Freiherrn erhoben wurde. Ferdinand Hoffman war Oberster Erblandhofmeister in Steiermark, Oberster Erblandmarschall in Österreich und Steiermark, Burggraf zu Steyr, Hauptmann zu Wiener Neustadt, kaiserlicher Hofkammerpräsident und Geheimrat. Die wohlhabende und einflussreiche Familie der Grünbühel und Strechau - auch als "Könige des Ennstals" tituliert - wurde unter Ferdinand II. wegen ihrer Sympathie für den Protestantismus zur Auswanderung und zum Verkauf ihrer Burg Strechau gezwungen. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-66
€ 3600,-


Rosas, Anton von, Mediziner (1791-1855)

Lithographie auf China von Josef Kriehuber bei J. Höfelich, Wien 1843, Bildformat 26 x 20 cm, Blattgröße 38,5 x 29 cm. - Brustbild halbrechts mit lateinischem Spruch, darunter faksimilierte Unterschrift.

Wurzbach (Kriehuber) 1854. - Rosas leitete 1821-1853 die Wiener Augenklinik, verfasste ein dreibändiges Handbuch und trug wesentlich zum Fortschritt der Augenheilkunde bei. Schönes zeitgenössisches Porträt. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-67
€ 160,-


Rosegger, Peter

Schriften. Volks-Ausgabe. I. - III. Serie. Mischauflage. 39 Bände (von 40). Leizig, L. Staackmann, um 1910. In-8; je Bd. ca. 300-400 pp; schwarz- und goldgepr. Orig.-Leinenbände mit Kopffarbschnitt; einzelne Gebrauchsspuren, insgesamt sehr gut erhalten.

Werkkatalog (1983) 355; vgl. Wilpert-G. 61. - Einheitlich gebundene Gesamtausgabe in Frakturschrift, ursprünglich 1895 bei Hartleben in Wien begonnen. Es fehlt Bd. 6 der ersten Serie (Martin der Mann). Rosegger überarbeitete diese Ausgabe nochmals und änderte ihre Einteilung; in dieser Form wurde sie 1913-1916 von Staackmann neu herausgegeben, wiederum in 40 Bänden. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-68
€ 220,-


Schlager, J[ohann] E[vangelist]

Wiener-Skizzen aus dem Mittelalter. 5 Bde. (alles Erschienene). [Wien, Carl Gerold, 1835-]1846. In-8; 284 pp, 1 Bl.; IV, 1 Bl., 380 pp; 450 pp, 1 Bl.; 3 Bll., 404 pp; 538 pp, 1 Bl.; mit insgesamt 5 lithogr. Titelblättern mit Vignette; 1 gestochene und 8 lithogr. teils gefaltete Tafeln; Halblederbände der Zeit mit schlichter Rückenvergoldung und Lesebändchen (berieben); teilweise etwas stockfleckig, insgesamt gut erhalten. - Bd. 5 (= Neue Folge III.) mit abweichendem Titel "Wiener Skizzen des Mittelalters". Jeder Band mit Exlibris des Kunsthändlers Gustav Nebehay (1881-1935).

Slg. Mayer 407 ("Die komplette, sehr seltene Folge"); Nebehay-Wagner 639; Czeike 5, 93. - J. E. Schlager (1786-1852) war beim Wiener Magistrat als Sekretär und später als Richter tätig und nützte seine amtliche Stellung dazu, den dort vorhandenen reichen Bestand an noch unerschlossenen Archivalien nach historisch, kulturgeschichtlich und topographisch bedeutsamen Nachrichten zu durchforschen. Die vorliegenden, in loser Folge erschienenen Skizzen enthalten Beiträge zur Kultur- und Rechtsgeschichte (Strafrecht), zur Theater- und Militärgeschichte sowie zur Topographie Wiens und seiner Umgebung. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-73
€ 650,-


Strauss, Richard, Komponist (1864-1949)

Gedrucktes Dankbillet für Glückwünsche zum (75.) Geburtstag, Garmisch, Juni 1939, 8 x 12 cm, mit eigenhändig ergänzter Jahreszahl, Zusatz und Unterschrift. - Minimal altersfleckig.

"Herzlich grüßend Dr. Richard Strauss". Weiterlesen

Bestellnummer 2302-77
€ 240,-


Sueton

Caii Suetonii Tranquilli Caesarum XII. vitae. Ex recensione Burmanni aliorumque. Nürnberg, Riegel, 1793. In-12; gest. Frontispiz, 512 pp; Halbleder der Zeit mit geldgepr. Rückenschildchen und Rotschnitt (leicht berieben, Vorsätze etwas fleckig); Bibl.-Vermerke auf flieg. Vorsatz, Bibl.-Stempel auf Titel. - Gut erhalten und weitgehend fleckenfrei.

Suetons bald nach 120 n. Chr. entstandene Kaiserbiographien behandeln das Leben Julius Caesars sowie der römischen Kaiser von Augustus bis Domitian. Ansprechende kleinformatige Ausgabe; das Frontispiz stammt vom Nürnberger Stecher Johann Christoph Pemsel. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-78
€ 100,-


Tabak / Hainburg

Kanzleischreiben der k. k. Tabakfabriken-Direktion mit Unterschrift von Georg Ritter von Plenker, 1 1/2 Seiten auf Doppelblatt, in-4, Wien, 11. 4. 1854. - An den Bankier und Unternehmer Simon Georg Freiherr von Sina wegen des Transports von Rohtabak aus der Vojvodina zur Tabakmanufaktur in Hainburg (Niederösterreich). "Hochwohlgeborner Freiherr! Auf das schätzbare Schreiben vom 16. v. M. gebe ich mir die Ehre zu erwidern, daß ich nicht in der Lage bin dem Ansinnen rücksichtlich der Bestimmung eines gelegeneren Ablieferungsortes für die Tabake von Kis broszin, Torda, und Ittvarnok entsprechen zu können, indem zur Abwendung der Nachtheile, welche Euer Hochwohlgeboren bei der Ablieferung in Gr. Becskerek statt in Szegedin erleiden werden, das Gefäll dafür auf einen Vortheil verzichten müßte, welcher demselben bei der Uiberführung der Tabake von Gr. Becskerek statt von Szegedin nach Hainburg erwächst. Ich bin daher bemüssiget, auf Ablieferung der betreffenden Blätter in Gr. Becskerek bestehen zu müssen, und ich würde von der rücksichtlich dieser Lieferung vom Gefälle getroffenen Bestimmungen nur in dem einzigen Falle abgehen können, wenn Euer Hochwohlgeboren sich bereit erklären wollten, die Tabake von Torda, Kis broszin und Ittvarnok direkte nach Hainburg zu liefern. Ich erbiete mich für den Fall der direkten Ablieferung in Hainburg für jeden franco Hainburg gelieferten und als brauchbar übernommenen Netto Zentner die nach dem Klassifikationsbefunde entfallenden Einlöspreise und außerdem für Fracht eine Aufzahlung von 55 xr [Kreuzer] pr[o] Netto Zentner der übernommenen brauchbaren Blätter hier bezahlen zu lassen. Auf Calo oder wie immer sonst Namen habende weitere Vergütungen würde ich nicht eingehen. / Wollen Euer Hochwohlgeboren die direkte Ablieferung nach Hainburg unter diesen Bedingungen eingehen, in welchem Falle auch die Bezahlung bei der Direktionskasse hier erfolgen könnte, so ersuche ich mich zu benachrichtigen, damit die Finanz Landes Direktion in Temesvar in Kenntniß gesetzt werden könne, daß der Uiberführung der bezüglichen Tabakblätter auf Ihre Gefahr und Kosten nach Hainburg kein Hinderniß im Wege stehe. / Mit vorzüglicher Hochachtung geharrend ... Plenker". - Mit blindgeprägtem Briefkopf sowie rotem Lacksiegel auf dem Adressblatt; leichte Gebrauchsspuren, Registraturvermerk.

Die Tabakmanufaktur in Hainburg wurde 1794 von Kaiser Joseph II. ins Leben gerufen und führte zu einem bedeutenden wirtschatlichen Aufschwung der Stadt; sie bestand bis 2011. Georg Plenker (1794-1889) rückte im Staatsdienst zum Leiter des Tabakmonopols auf und erwarb sich in dieser Stellung hohe Verdienste; 1853 wurde er von Kaiser Franz Joseph nobilitiert. Simon Georg von Sina (1810-1876) war der letzte männliche Nachkomme einer griechisch-orthodoxen Familie von Großhändlern und Bankiers, die den Außenhandel Österreichs mit dem Osmanischen Reich entscheidend ausgebaut hatten. Einen Großteil des erworbenen Familienvermögens spendete er für den Bau von Blidungseinrichtungen, Kirchen u. a. in Österreich, Ungarn und Griechenland. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-79
€ 175,-


Webern, Anton (von), Komponist (1883-1945)

Eigenhändige Postkarte mit Unterschrift, Maria Enzersdorf, 16. 10. 1933. - An Rudolf Weirich in Wien. "Lieber Herr Dr., ich muß auf par[!] Tage weg u. bitte Sie u. Bittner vielmals, mich ja am 18. (Mittwoch) u. Samstag, d. 21. zu vertreten! Haben Sie die Güte u. seien Sie so lieb, sich mit Hofrat Bittner wegen der Aufteilung zu besprechen! Die Ravag verständige ich. Schönsten Dank im voraus! Immer Ihr Webern".

Webern, einer der ersten Schüler von Arnold Schönberg, gehörte zum inneren Kreis der "Wiener Schule" und gilt auch als Vorläufer der seriellen Musik. Er war seit 1927 als Dirigent und seit 1930 als Fachberater, Lektor und Zensor bei der RAVAG, der ersten österreichischen Rundfunkgesellschaft, tätig. 1945 wurde er von einem amerikanischen Soldaten versehentlich erschossen. Der Jurist Rudolf Weirich (1886-1963), ebenfalls ein Schönberg-Schüler, arbeite als Korrepetitor und Kapellmeister an verschiedenen Bühnen, wurde 1928 Direktor der Wiener Volksoper und 1930 so wie Webern Mitarbeiter der RAVAG. "Hofrat Bittner": der Wiener Komponist und Schriftsteller Julius Bittner (1874-1939), ursprünglich Beamter im Justizministerium und in der Zwischenkriegszeit ebenfalls beim Rundfunk tätig. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-81
€ 1650,-


Wien - Daum's Elysium

Zwei Lithographien von F. Wolf aus "Journal Pittoresque " hrsg. von F. Wolf und F. v. Weissenbach, Wien 1834 und 1840, sowie drei (von vier) Lithographien von F. W(olf) und Lanzedelly aus "Charakt.-Bildl. Darstellung u. Erklärung zur unterird. Wanderung durch die vier Welttheile in J. Daum's Elisium in Wien", Wien 1840; folio und quer-folio, alle gedruckt bei J. Höfelich. Dazu: "Daum's Elisium", Holzstich mit Tonplatte von Hakenberg nach Kollarz aus M. Auer's Zeitschrift "Faust", Jg. 1856, quer-gr-8. - Zusammen sechs Blatt. Teilweise etwas angeschmutzt und mit kleinen Mängeln besonders im breiten weißen Rand, das erste Blatt bis zum Bildrand beschnitten und aufgezogen, insgesamt wohlerhalten und selten.

Nebehay-Wagner 136/1-3, 849/32 und 935/17; Slg. Eckl 1038; Slg. Mayer 2262; vgl. auch Czeike 2, 177. - Die erste Lithographie aus dem "Journal Pittoresque" zeigt einen "Faschings-Spaß" im "Alten Elysium" (Seitzerhof, Tuchlauben 7), das vom Kaffeesieder Josef Georg Daum und seinem Schwager 1833 eröffnet wurde und bis zum Abbruch des Seitzershofs (1840) bestand. Alle übrigen Blätter bringen originelle Szenen aus Daums "Neuem Elysium", das dem Wiener Publikum in mehreren Kellergeschoßen des St. Anna-Gebäudes (Johannesgasse 4, Annagasse 3) von 1840 bis 1864 eine Fülle von exotischen und anderen Schaustellungen, unterirdischen Wagenfahrten, Pantomimen, Theater- und Musikproduktionen usw. bot. Das erste Blatt der "Welttheile"-Serie (Asien) liegt hier in einer offentlich bisher unbekannten Variante vor. Das letzte Blatt (America) fehlt in dieser Serie, die amerikanische Abteilung ist jedoch in der zweiten Lithographie aus dem "Journal Pittoresque" dargestellt. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-82
€ 1600,-


Wunderlich, Fritz, Tenor (1930-1966)

Werbekarte der Plattenfirma Electrola mit eigenhändigem Namenszug im weißen Unterrand, 14 x 9 cm, ohne Ort und Datum (um 1965).

Der großartige deutsche Sänger verstarb auf dem Höhepunkt seiner Karriere an den Folgen eines tragischen Unfalls. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-85
€ 240,-


Wurzbach-Tannenberg, Wolfgang

Katalog meiner Sammlung von Medaillen, Plaketten und Jetons. Zugleich ein Handbuch für Sammler. 2 Bde. Hamburg, Peter Siemer, 1978. In-8; Frontispiz, Titel, XV, 1642 pp, 2 Bll., 16 Taf.; Orig.-Leinen mit goldgepr. Rückenschildchen; sehr schöne, kaum benutzte Exemplare.

Clain-Stefanelli 14142. - Zitierwerk. Inhaltlich unveränderter verkleinerter Reprint der 1943 als Manuskriptdruck erschienenen zweibändigen Originalausgabe. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-86
€ 300,-


Xenophon

Xenophontos Kyrou paideias biblia okto. Xenophontis de Cyri institutione libri octo. Oxford, Sheldon, 1727. Kl-4; gest. Frontispiz, 6 Bll., gest. Faltkarte des Perserreichs, LII, 695, (1) pp; mehrere teils gest. Vignetten; etwas späterer Kalbslederband mit Rückenvergoldung und -schildchen (berieben und bestoßen, Rückenkanten angeplatzt); vereinzelt gering fleckig oder mit kleinen Gebrauchsspuren, insgesamt frisch und sehr gut erhalten; schöner breitrandiger Druck auf gutem Papier.

Ebert 24086. - Die um 370 v. Chr. entstandene "Erziehung des Kyros" ist eine Schrift zur politischen Bildung, die in Form einer teilweise fiktionalen Biographie den persischen Großkönig Kyros II. als idealen Herrscher darstellt. Das Buch des griechischen Politikers, Feldherrn, Schriftstellers und Sokrates-Schülers Xenophon galt bereits in der Antike als Meisterwerk und war noch von großem Einfluss auf die "Fürstenspiegel" des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Die hier in erster Ausgabe vorliegende kommentierte griechisch-lateinische Paralleledition gilt als maßgeblich und erlebte zahlreiche Auflagen. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-87
€ 300,-


Zdarsky, Mathias, Skipionier (1856-1940)

Billet in Postkartengröße mit aufgezogenem Zeitungsporträt und eigenhändigem Namenszug, um 1936. Gedruckter Bildnachweis rückseitig aufgezogen. - Ecken geringfügig bestoßen, rückseitig Montagespuren.

Zdarsky entwickelte die sogenannte "Lilienfelder Stahlsohlenbindung" und gilt als Begründer der alpinen Skilauftechnik. Er war auch als Lehrer, Maler und Bildhauer tätig. - Selten. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-89
€ 350,-


Zeppelin, Ferdinand Graf von, General und Luftschiffkonstrukteur (1838-1917)

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift "Graf Zeppelin", 5 3/4 Seiten und ein weißes Blatt, kl-4, Berlin, 17. 1. 1890. - "Hochverehrtester Herr Generallieutenant! Nachdem soeben auch Ihre Majestät die Kaiserin mich mit meiner Frau in Abschiedsaudienz empfangen hat, bin ich, abgesehen von einigen Abmeldungen, auch mit den nachzüglerischen Verpflichtungen meines bisherigen Amtes zu Ende. Da sonach der Zeitpunkt heranrückt, wo ich mich von hier entfernen könnte, erlaube ich mir Euere Exzellenz ganz gehorsamst zu bitten, mir die Allerhöchsten Befehle Seiner Majestät des Königs darüber gütigst vermitteln zu wollen, ob ich mich sofort zur Meldung einfinden soll, oder ob das erst geschehen soll, nachdem ich erfahren haben werde, welche Brigade ich erhalte. In letzterer Beziehung befinde ich mich in der völligsten Ungewißheit; welche bei längerer Fortdauer dadurch sehr nachtheilig für mich wirken müßte, daß ich gar keinen Plan für meinen Aufen[t]halt mit meiner Familie auswärts von Berlin, wo wir schicklicher Weise nicht gut länger verweile[n] können, entwerfen kann, - nicht weiß was ich mit meinem Hausrathe anfangen soll, welche[r] in den ersten Märztagen demjenigen meines Nachfolgers weichen soll usw. Dazu kommt, daß mir von Offizieren aus der Umgebung des Kaisers und aus dem Kriegsministerium gesagt wird, Gleich nehme seinen Abschied und ich wür[de] sein Nachfolger in Stuttgart werden. Wenn Gleich, wie ich zu meinem aufrichtigen Bedauern annehmen muß, wirklich geht, so würde allerdings kein Mensch begreifen, daß mich mein König nach Preußen schickt, wenn gleichzeitig eine Stelle in Württemberg, für mich geeignet, frei wird. Da spricht mir aber Grl. von Steinheil in einem soeben erst eingetroffenen Briefe immer nur von der Zeit bis zu meiner Uebernahme auf den "preußischen" Etat. ... Graf Zeppelin Gnmjr. General à. l. s. Sr. Maj. des Königs." - Spuren eines zersetzten Trauerrands mit dadurch bedingten einzelnen kleinen Textverlusten, Empfängervermerk mit Rotstift. Vollständige Transkription beiliegend.

Ausführlicher, biographisch interessanter Brief des bedeutenden Erfinders. Zeppelin war unter König Wilhelm II. 1885 zum Militärbevollmächtigten an der württembergischen Gesandtschaft in Berlin und 1887 ebenda zum Gesandten ernannt worden. Er verfasste in dieser Zeit bereits eine Denkschrift, derzufolge nur lenkbare Luftschiffe (im Gegensatz zu Ballonen) militärisch einsetzbar seien. Nach seiner hier dokumentierten Abberufung als Gesandter wurde er als Brigadekommandant eingesetzt, als solcher jedoch ungünstig beurteilt; die im vorliegenden Brief bereits anklingende Unzufriedenheit mit seinem Stand in der Armee endete noch im selben Jahr mit seinem Abschied aus dem aktiven Militärdienst. Allerdings beförderte ihn Wilhelm noch zum Generalleutnant, und Zeppelin blieb weiterhin "General à la suite". Nach seiner Verabschiedung widmete er sich dann ganz der Konstruktion eines lenkbaren starren Luftschiffs. - Gleich: Alarich von Gleich (1831-1896), württembergischer Generalleutnant. Steinheil: Gustav von Steinheil (1832-1908), württembergischer Generalleutnant und Kriegsminister, 1891 General der Infanterie. Weiterlesen

Bestellnummer 2302-90
€ 1750,-