Eugen (Erzherzog), Feldmarschall und Deutschmeister (1863-1954)


Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 4 Seiten (in Bleistift), gr-8, F.P.A. 305 (Feldpostamt der Balkanstreitkräfte), 7. 2. 1915. An seine Nichte Henriette zu Hohenlohe-Schillingsfürst über die aktuelle politische Lage. "Liebe Henriette! Meinen innigsten Dank für deinen lieben Brief vom 25/1 und für den gestern durch Marie Alice mir übermittelten 'epochalen' elektrisch leuchtenden Patentfeldbleistift der gestern Abend im Hauptquartier demonstriert wurde und allgemeine Sensation erregend lebhaften Beifall fand. Freute mich sehr deinen Zeilen zu entnehmen, daß du wieder ganz wohlauf bist. - War ich schon von dem plötzlichen Wechsel am Ballplatz im kritischen Momente überrascht so verblüffte mich geradezu die Berufung deines Schwagers in den obersten Rechnungshof! Ich bedauere lebhaft daß seine zielbewußte, umsichtige Tätigkeit in Triest ein Ende fand. Seine feste Hand war dort sehr notwendig. - Auch der Wechsel in der Himmelpfortgasse ist glaube ich für Bosnien Hercegovina kein großer Gewinn! Von hier kann ich dir nicht viel Neues berichten. Es wird fleißig an der Retablierung gearbeitet, die ungestört ihrer Vollendung entgegen geht. Seit einigen Tagen tollster Winter mit Eisstoß. - Der Vertreter des auswärtigen Amtes in meinem Hauptquartier wurde leider gewechselt. Bitte grüße Graf Franz Kinsky von mir bestens - von deinem Papa erhalte ich fortgesetzt gute Nachrichten durch die fast täglich verkehrenden Kouriere. Hoffentlich kommt es oben bald zu einer günstigen Entscheidung! Über Rumänien wird man sich nicht recht klar. Die schlechten Nachrichten von dort sind so widersprechend. Jedenfalls treffen sie große militärische Vorbereitungen auch an unseren Grenzen. Die Vorgänge in Italien sind auch keineswegs beruhigend! Deinem Gemahl die herzlichsten Grüße. Meinen Dank wiederholend grüße ich dich innigst dein treuer Ohm Eugen". - Beiliegend eine ebenfalls bleistiftgeschriebene Ansichtskarte Erzherzogs Eugen an dieselbe Empfängerin mit Gesamtansicht von Marburg a. d. Drau, 6 eigenhändigen Zeilen und Unterschrift "Ohm Eugen", Feldpostamt 149, 14. 8. 1915; dankt für einen Besuch.

"Ballplatz": ehemalige Bezeichnung für den Wiener Ballhausplatz, den Sitz der für die Außenpollitik zuständigen Staatskanzlei; "Himmelpfortgasse": Sitz des Finanzministeriums. - Erzherzog Eugen war zu Beginn des Ersten Weltkriegs Kommandant der 5. Armee am Balkan und 1915 sowie 1917-1918 Kommandant der Südwestfront. Die als Erzherzogin Maria Henriette von Österreich-Teschen geborene Briefempfängerin (1883-1956) heiratete 1908 Prinz Gottfried zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, der vor dem Ersten Weltkrieg österreichischer Botschafter in Berlin war. Sein Bruder Konrad zählte zu den führenden Politikern Österreich-Ungarns und gehörte auch zum engeren Berater- und Freundeskreis von Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand. Von 1904 bis 1915 war er - abgesehen von einer kurzen Unterbrechung - Statthalter des Österreichischen Küstenlands (Görz, Istrien und Triest) mit Sitz in Triest. Dort als Vertreter des Habsburgerstaates zunehmend unbeliebt, trat er Anfang 1915 zurück und wurde 1915 Präsident des Obersten Rechnungshofes der westlichen Reichshälfte. Am 13. 1. 1915 folgte Stephan Burián von Rajecz als Außenminister auf Leopold Graf Berchtold; die Leitung des Finanzministeriums wechselte am 7. 2. 1915 von Leon von Bilinski zu Ernest von Koerber.

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