Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 4 Seiten, in-8, Bonn, 24. 12. 1849. - Ausführliches Schreiben an die Prinzessin Fanny Biron von Kurland. Curtius, seit 1844 Praeceptor (Hauslehrer) des preußischen Prinzen Friedrich Wilhelm, des späteren Kaisers Friedrich III., hatte seinen Zögling zu Studien nach Bonn begleitet. "Gnädigste Fürstin / Wenn ich erst heute Ihnen die Ankunft Ihrer liebenswürdigen Gaben anzeige, so ist es deshalb weil ich die Ankunft des Prinzen von Preußen abwarten wollte. Uebrigens kam Ihre langersehnte Kiste erst heute vor 8 Tagen an, durch einen anonymen Mylord aus dem ... zugeschickt. Der ... v. Westmoreland scheint mit der Kiste einen weiten Spaziergang gemacht zu haben; was ich nur deshalb bemerke, damit Ew. Durchlaucht nicht annehmen, hier in Bonn sei alle Dankbarkeit und Freundschaft ausgestorben. / Die reizendste Feder, welche die Industrie des 19ten Jahrhunderts geschaffen hat, in der Hand sage ich Ihnen des jungen Prinzen herzlichen Dank, den er bald persönlich, d. h. mit höchsteigner Feder Ihnen aussprechen wird[.] Die Tasse ist seine Leib- Mund- und Magentasse und es war der höchste Akt kindlicher Pietät, daß er sie seinem Vater hier für einen Morgen abtrat. / Sie können Sich denken, meine gnädigst[e] Prinzessin, welche Freude es war, den Vater unter eigenem Dache besuchen zu können! Der Prinz von Preußen war sehr munter und liebenswürdig; Er wird Ihnen selbst schreiben und danken. / Der junge Prinz ist gestern nach Coblenz gefahren zu einem Militärballe. Ich werde heute noch dampfen heute Abend ist Bescheerung bei dem Prinzen von Preußen, in dessen Nähe wir wohl noch einige Tage bleiben werden. Pescatore der Ihnen seinen ergebensten Gruß sendet und mit dem stilleren Verlangen eines schon gereiften Jünglings Ihrem versprochenen Blatte entgegensieht, wird morgen nachkommen. / Nach langem, langem Harren bin ich endlich wieder der glückliche Besitzer meines Albums und kann in stiller Freude vor den lieben Blättern sizen, welche mich an eine schöne, nie wiederkehrende Vergangenheit erinnern und an eine Freundschaft, die mir in so reichem Maaße auf dem geliebten Babelsberge zu Theil geworden ist. / Die Frau Prinzeß hat meinem Album noch eine Reihe der schönsten Ueberraschungen hinzugefügt. / Schon theilt sich mein Herz zwischen dem Gedanken an die näher rückende Trennung von dem geliebten Prinzen und der Freude auf eine selbständige Thätigkeit und einen eignen Hausstand. Wie sollte es mich freuen, Sie gnädigste Prinzeßin einmal an meinem kleinen Heerde zu sehn! / Wie mag es der lieben Gräfin Louise gehn! Graf Pückler sagt, es fröre sie, weil unten und zur Suite nicht mehr geheizt würde. Wie materiell!! / Ihnen, gnädige Frau, wünscht ein fröhliches Fest und ein Freude bringendes Neujahr Ihr treuster und ehrerbietigster Verehrer und Diener, namens Ernst Curtius."
Schöner persönlicher Brief. Der klassische Archäologe und Althistoriker Ernst Curtius wurde vor allem durch seine 1875 begonnenen Ausgrabungen in Olympia einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. 1850 heiratete er wie hier angekündigt, seine Frau verstarb allerdings schon nach etwa einjähriger Ehe kurz nach der Geburt eines Kindes. In Prinz Friedrich Wilhelm (1831-1888) wurden durch Curtius Begeisterung für Kunst und die Antike geweckt; 1861 avancierte er zum preußischen Kronprinz, 1888 wurde er durch den Tod seines Vaters Wilhelm I. König von Preußen und deutscher Kaiser, verstarb aber bereits nach wenigen Monaten. Die Briefempfängerin Fanny Biron von Kurland (1815-1888) war eine aktive und gesellige Frau, die in Berlin einen Salon für Diplomaten unterhielt und sich auf ihren zahlreichen Reisen durch Europa auch als Zeichnerin und Malerin betätigte; im Deutsch-Französischen Krieg arbeitete sie als Krankenpflegerin.
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