Lothar, Ernst, Schriftsteller und Regisseur (1890-1974)


Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, 2 Seiten, in-8, Zürich (Briefkopf Hotel Neues Schloss), 14. 3. 1962. - An Max Kühnel (Max Knight) in Berkeley, Kalifornien. "Sehr geehrter Herr Kühnel, es war außerordentlich freundlich von Ihnen, mir diesen so persönlichen so - verzeihen Sie - meisterlich geschriebenen Brief zu senden -, ebenso meisterlich wie die fast unglaublich wohlgeratenenen Übersetzungen Ch. Morgensterns. Ich erhielt die Sendung gestern, und daß ich sie fast postwendend beantworte, mag Ihnen dartun, daß sie mich bewegte. Als ich zu Papier brachte, was Sie zu Ihrem Schreiben veranlaßte, zögerte ich, es der Öffentlichkeit zu übergeben; wäre mein inzwischen heimgegangener Freund Paul Zsolnay nicht gewesen, der damals auf der Herausgabe meiner Ausgewählten Werke bestand - deren 1. u. 2. Band inzwischen erschienen -, ich hätte dies viel zu Persönliche in der Lade behalten. Indes, vermutlich war mein Privates zugleich das Unartikulierte vieler anderer 'in the same boat'. Daß es so ist, bleibt eine der spärlichen Freuden meines Alters. Ich bin hier, um meine letzte Inszenierung (Hofmannsthals 'Schwierigen') zu leisten und eine Schnitzler-Rede anläßlich seines 100. Geburtstages zu halten. 'The Austrian germ', wie es 'drüben' von mir hieß. Sollte ich in Wien sein, wenn Sie dort eintreffen, lassen Sie es mich, bitte, wissen. (Telefon - geheim - 528149). Meine Frau und ich würden uns sehr freuen, Sie zu sehen. Ihr sehr ergebener Ernst Lothar / P.S. Grüßen Sie doch, bitte, wärmstens Erika E. - nostalgic memories!" - Kleiner Tintenfleck. Mit eigenhändigem Kuvert (gelocht).

Ernst Lothar, geboren als Ernst Lothar Müller, musste als Jude nach dem Anschluss über die Schweiz nach Frankreich fliehen und emigrierte 1939 in die USA, wo er das "Austrian Theatre" gründete, Vorlesesungen über Theaterwissenschaften und Vergleichende Literatur hielt und fünf Romane schrieb. 1946 kehrte er nach Österreich zurück und wurde 1948 Regisseur am Wiener Burgtheater. Im selben Jahr wurde sein bekanntester Roman "Der Engel mit der Posaune" erfolgreich verfilmt. Eine sechsbändige Auswahlausgabe aus Lothars schriftstellerischem Werk erschien 1961-1968 bei Zsolnay. - Der Briefempfänger Max Eugen Kühnel (1909-1993), ebenfalls Jude, floh 1938 nach London und dann weiter nach Shanghai; 1941 zog er in die USA, änderte seinen Namen auf Max Knight, arbeitete sich vom Schuhputzer zum Cheflektor der University of California Press hoch und war als Schriftsteller und Übersetzer tätig.

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